Neophyten - Gebietsfremde Pflanzen

Neophyten - Gebietsfremde Pflanzen

Beitragvon Martin » So 13. Okt 2013, 16:52

Von Neophyten spricht man von Pflanzenarten, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 eingeschleppt wurden.
Dies ist zum Teil bewußt geschehen wie bspw. bei der Einführung von Forstbäumen wie der Douglasie, oder unbewußt durch Samen im Vogelfutter (Ambrosia). Oftmals haften auch Samen von gebietsfremden Pflanzen an Seecontainern, Zügen und anderen Transportmitteln, die anschließend vom Regen abgespült werden und
sich in der Natur ansiedeln. Auch die Entsorgung von Pflanzenabfällen führt manchmal zu einer Etablierung
von "neuen" Pflanzen in der Natur.

Als Beispiel das unten aufgeführte Foto einer Hosta, die ich beim Spaziergang an einem Hang eines Waldrandes entdeckte. Hier fand sie wahrscheinlich ideale Wachstumsbedingungen vor, da sie mit Schatten gut zurecht
kommt. Vermutlich wurde sie durch illegal entsorgte Pflanzenabfälle dort angesiedelt.
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Re: Neophyten - Gebietsfremde Pflanzen

Beitragvon Hortulanus » So 13. Okt 2013, 20:36

Hi

Neophyten hat´s immer gegeben. Denn nach der Eiszeit, in der wir eine Tundrenflora hatten, haben sich Pflanzen unser Gebiet (wieder)erobert, bis es das heutige Gesicht bekommen hat. Römer brachten uns z.B. die Kirsche, den Pfirsich, den Kohl, den Wein als Nutzpflanzen. Aber Heere und Kaufleute haben ungewollt zu allen Zeiten Pflanzensamen gebracht. Die Natur ist nun mal dynamisch und stetiger Änderung unterworfen. Manchmal können aber Neophyten auch sich durch ungehemmte Ausbreitung "unbeliebt" mnachen. So z.B. die Wasser"pest" um die Jahrhundertwende. Zur Zeit sind es der Riesen-Bärenklau (photochemische Reaktion auf der Haut) und die Ambrosie (starker Allergieauslöser). Der Schmetterlingsflieder als Gartenflüchtling wächst manchmal sogar aus Pflasterfugen. Kanadische Goldrute, Drüsiges Springkraut und Scheinkalla haben es auch geschafft, setzen aber - aus meiner Sicht - ästhetisch positive Akzente.

MfG.
Wolfgang
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Re: Neophyten - Gebietsfremde Pflanzen

Beitragvon Belga » Mo 14. Okt 2013, 16:10

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Re: Neophyten - Gebietsfremde Pflanzen

Beitragvon Martin » Mo 14. Okt 2013, 19:59

Hallo zusammen,

auch wenn diese Pflanzen schön anzusehen sind wie bspw. Lupine, Goldrute, Springkraut, sollte man darüber nicht vergessen, dass sie unsere Landschaften auf Dauer sehr verändern werden. Zum Teil gibt es Landstriche in Baden-Würtemberg, wo man als Autofahrer an kilometerlangen Impatiens glandulifera-Beständen vorbeifährt. Mag sein dass viele Hummelarten vom Nektar dieser Pflanze profitieren, jedoch unterdrücken diese Pflanzen einheimische Vegetation, andere wie die Lupine verändern den Nährstoffgehalt des Bodens. Unweit von mir wächst im Wald Epipactis (eine heimische Orchidee), aber das Springkraut wird auch sie bald verdrängen. Dieses Thema ist vielschichtig und wird uns bald sicherlich noch mehr beschäftigen.
Viele Grüße
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Re: Neophyten - Gebietsfremde Pflanzen

Beitragvon Hortulanus » Mo 14. Okt 2013, 23:25

Hi

Es kann natürlich sein, dass eine sich stark ausbreitende Pflanze andere einheimische bedrängt. Aber zum einen empfinde ich es als Verbesserung, dass z.B. an der hier fließenden Niers die Brennnessel in dem Springkraut Konkurrenz findet. Optisch hat der Fluss dadurch gewonnen. Zum anderen ist mir kein Beispiel bekannt, wo eine invasorische Pflanze eine einheimische zum Aussterben gebracht hätte. Wohl hat der Mensch durch gezielte Eingriffe schon eine Menge Pflanzen an den Rand der Ausrottung gebracht, z.B. durch Acker- und Forstwirtschaft. Auch besteht gute Aussicht, dass nach einer gewissen Zeit die Invasoren sich ohne negative Folgen in unsere Natur einfügen, weil sie inzwischen auch hier auf begrenzende Faktoren stoßen: Fressfeinde, Krankheiten etc. Bespiel Wasserpest, die schon lange keine Pest mehr ist.

MfG.
Wolfgang
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Re: Neophyten - Gebietsfremde Pflanzen

Beitragvon Martin » Di 15. Okt 2013, 17:53

Hallo zusammen,

man sollte das Thema besser in zwei Gruppen trennen. Gruppe 1 Invasive Arten, wie Riesen-Bärenklau, Springkraut und Co, die unsere Landstriche nachhaltig prägen und dabei andere Arten verdrängen. Und in Gruppe 2, Arten die die Landschaft nicht verändern, sondern Nischenräume besiedeln und vieleicht sogar eine
Bereicherung der heimischen Flora darstellen. Als Beispiel sie hier nur Sedum sarmentosum oder Geranium
phaeum genannt. Wolfgang, Du magst Recht haben, dass die Wasserpest schon lange keine Gefahr mehr für
die Boots-Schiffahrt darstellt. Aber das Problem mit andern Neophyten bleibt. Allein Rheynoutria (Japan-
Knöterich), dessen Bekämpfung verschlingt mehr als 30 Mio. € jährlich. Prunus serotina, noch ein Beispiel.
Wenn man nicht ewig die jungen Bäume rauszieht, wird man ihrer nicht mehr Herr. Jungpflanzungen
ersticken unter ihrem dichten Blätterdach, ;)
Viele Grüße
Martin
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Re: Neophyten - Gebietsfremde Pflanzen

Beitragvon Tetje » Sa 26. Okt 2013, 12:21

Hallo zusammen,

mich ärgert es immer wieder wie naiv manche Mitmenschen sind.

Es gibt von Menschen eingeschleppte Pflanzen die überaus invasiv sind und definitiv die heimische Pflanzenwelt verdrängen.

Ruhrtal-03.07.13 001.JPG


Ein Beispiel dieser Invasion ist der Riesen-Bärenklau im Ruhrtal in NRW, diese Pflanzen ersticken alles was unter ihnen wächst oder sie nehmen den viel kleineren einheimischen Pflanzen komplett das Licht weg. Das geht eine Saison gut und in der nächsten Saison sind die Pflanzen so geschwächt, dass sie eingehen.

Ruhrtal-03.07.13 007.JPG


Was waren die damaligen Gartenbesitzer naiv, nur das Angeben mit dieser tollen Staude stand im Vordergrund
und über die Spätfolgen hatte niemand nachgedacht.

Wie oberflächlich früher und heute die Behörden mit dieser Invasion umgehen, ist fast mit Worten nicht zu beschreiben. :roll: :roll: :roll:
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Tetje

„Habt Ehrfurcht vor der Pflanze, alles lebt durch sie!“
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Re: Neophyten - Gebietsfremde Pflanzen

Beitragvon Hortulanus » Sa 26. Okt 2013, 13:33

Das mit dem Riesenbärenklau stimmt natürlich. Aber zum einen wächst er meist auf Ödflächen, auf denen zu 99% Allerweltspflanzen wachsen, die keinen besonderen Schutz brauchen, zum anderen schafft er Tieren und Pflanzen Ruhezonen, wohin Menschen wegen der möglichen Hautreizungen sich nicht getrauen. Alles was an Pflanzen bisher selten oder schützenswert geworden ist, hat der Mensch durch Biotopveränderung "auf den Gewissen". Mir ist zumindest kein Fall bekannt, dass ein Neophyt eine endemische Pflanze in ihrem Bestand bedroht.

MfG.
Wolfgang
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Re: Neophyten - Gebietsfremde Pflanzen

Beitragvon Tetje » Sa 26. Okt 2013, 15:15

Wolfgang, es werden immer einige Gattungen überleben und somit nicht den Neophyten komplett zum Opfer fallen.

Ich kenne das Ruhrtal ohne Riesenbärenklau und heute mag dort kein Mensch und Tier mehr hingehen bzw. weiden. Das neue Arten ein Taraihn erobern ist in der Evolution völlig normal, aber nicht wenn der Mensch eingreift und dieses in wenigen Jahrzehnten passiert.

Da hört bei mit komplett die Toleranz auf und solche Mitmenschen die dafür verantwortlich sind müssten bestraft werden. Das ist aber meine perönliche Meinung!

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Re: Neophyten - Gebietsfremde Pflanzen

Beitragvon Martin » Sa 26. Okt 2013, 15:28

Hallo Wolfgang,

sehr wohl verdrängen Neophyten einheimische zum Teil sogar seltene Pflanzen. Wenn Du als Beispiel die Lupine nimmst. Sie bindet durch Knöllchenbakterien Luftstickstoff. Dadurch wird der Nährstoffgehalt des ehemals kargen Bodens, auf dem zuvor seltene Pflanzen wuchsen, wie bspw. Centaurium (nur ein Beispiel) verändert. Es bildet sich eine neue Pflanzengesellschaft, die nicht unbedingt gewollt ist. ;)

Jedes Jahr muss mit einem gewissen Aufwand verbunden, die Weide hinter unseren Hallen vom Riesen-
Bärenklau bereinigt werden. Auf der Weide zuvor wuchsen ehemals Lythrum salicaria, Primula veris, Silene dioica. Nun handelt es sich hierum verbreitete Arten. Was wäre wenn, wenn es sich um Knabenkräuter handelt? :?

Invasive Neophyten stellen eine Bedrohung dar. Man sollte sie ernst nehmen. Dieses Thema ist sehr interessant. Ich hatte vor ein paar Jahren über Neophyten wie Götterbaum und Co. einen Vortrag gehalten. Ich war erstaunt über das rege Interesse der Besucher an diesem Tag. :)
Viele Grüße
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