Züchterisches Grundwissen für die gezielte Zucht mit Pflanzen (Iris)

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Tetje
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Züchterisches Grundwissen für die gezielte Zucht mit Pflanzen (Iris)

Beitrag von Tetje »

Hallo zusammen,

zu besseren Verständnis, man spricht von hexaploid bei sechs Chromosomensätze, z.B. beim Saatweizen.

________________________________________________________________
Nachtrag vom 23.08.16:
Das war das ursprüngliche Thema, bitte anklicken.
http://www.deutsches-pflanzen-forum.de/ ... tml#p68974
Viele Grüße
Tetje

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Tetje
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Re: Iris purpureobractea Mathew & Baytop

Beitrag von Tetje »

Hallo Harald,

vielen Dank für deine exzellente und prompte Übersetzung. :--D

Ich würde mich freuen, wenn du den angehenden Züchtern erklären würdest, warum das Wissen, ob eine Pflanze z.B. diploid oder hexaploid ist für den seriösen Züchter wichtig zu wissen ist. ;)
Viele Grüße
Tetje

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Harald
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Re: Iris purpureobractea Mathew & Baytop

Beitrag von Harald »

An Züchter und alle Pflanzenfreunde, die das Züchten mal versuchen möchten:
Alle Pflanzen, wen sie nahe genug verwandt sind, lassen sich miteinander kreuzen. Manche solcher Kreuzungsbastarde sind allerdings unfruchtbar (steril), was ein Weiterzüchten unmöglich macht. Viele Kombinationen sind aber normal fruchtbar und überraschen den Züchter in den Folgegenerationen mit oft neuen unerwarteten Eigenschaften.
Die meisten Pflanzen sind diploid, d.h. sie haben zwei Chromosomensätze in ihren Zellen. Ein Satz stammt von der Mutter, der andere von der Vaterpflanze (Pollenspender). Bei der Befruchtung verschmelzen die vorher auf die Hälfte reduzierten Chromosomen zu einem neuen diploiden Organismus. Den reduzierten Chromosomensatz nennt man "n", und den neuen wieder vollständigen diploiden Satz entsprechend "2n". Die Anzahl der Chromosomen eines einfachen Basissatzes nennt man "x". Wenn man also schreibt Iris junonia 2n=2x=24 meint man: Die ganze Pflanze (2n) hat 2x den Basissatz und die Gesamtsumme von 24 Chromosomen. Das bedeutet also, diese Pflanze ist diploid.
Es gibt aber auch andere Ploidiegrade. Bekanntlich sind unsere modernen Hohen Bartiris tetraploid 2n=4x=48, und nach dem türkischen Artikel sollen auch hexaploide Varianten gefunden worden sein, 2n=6x=72. Das finde ich deshalb sensationell, wenn's denn stimmt, weil noch nie von einer wild wachsenden hexaploiden Bartiris berichtet worden ist. Die Kreuzung von Pflanzen verschiedener Ploidiestufen ist schwierig und ergibt meist wenig Samenansatz. Tetraploide gekreuzt mit Diploiden ergibt meist Triploide, die wieder wiederum steril sind. Es empfiehlt sich darum bei Kreuzungen auf gleichen Ploidiestufen zu bleiben, wenn man nicht auf das seltene Ereignis von unreduzierten Keimzellen warten will.
Ein Problem bleibt allerdings ungelöst. Eigentlich brauchte man ein gutes Mikroskop um im Zweifelsfalle die Chromosomen selbst zählen zu können, andernfalls ist an auf langwierige Testkreuzungen angewiesen.
Viele Grüße,
Harald
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Tetje
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Re: Iris purpureobractea Mathew & Baytop

Beitrag von Tetje »

Hallo Harald,

ist es dir recht, wenn wir den Beitrag teilen und eine neue Überschrift setzen? :)
Viele Grüße
Tetje

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Harald
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Re: Züchterisches Grundwissen für die gezielte Zucht mit Pflanzen (Iris)

Beitrag von Harald »

Im Prinzip ja, aber ich möchte die neue Überschrift gern kennen.
Gruß, Harald

___________________________________________________
Nachtrag vom 23.08.16:
Nach Rückfrage und Zustimmung Thema geteilt, neue Überschrift gesetzt und verschoben.
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Tetje
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Re: Züchterisches Grundwissen für die gezielte Zucht mit Pflanzen (Iris)

Beitrag von Tetje »

Hallo Harald,

was genau meinst du mit ein "seltenes Ereignis von unreduzierten Keimzellen"?
Viele Grüße
Tetje

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Harald
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Re: Züchterisches Grundwissen für die gezielte Zucht mit Pflanzen (Iris)

Beitrag von Harald »

Hallo Tetje,
schwierige Frage. Ich hoffe das interessiert außer uns beiden auch noch andere Forum-Leser.
Also, im Normalfall reduzieren alle Organismen in der Meiose ihren 2n Chromosomensatz auf n, damit nicht bei jedem Generationswechsel (Bildung der väterlichen und mütterlichen Keimzellen und Befruchtung) die Chromosomenzahl verdoppelt wird. Es kommt aber manchmal vor, dass diese Reduktion ausbleibt. Dann entstehen unreduzierte väterliche oder mütterliche Gameten, was bei diploiden Organismen zu triploiden Organismen führt. So wird es in der botanischen Literatur jedenfalls immer dargestellt. Triploide Pflanzen sind in der Regel steril und können sich nicht fortpflanzen. Theoretisch sind unreduzierte Gameten sicher ein seltenes Ereignis, ich habe aber in meiner Züchterlaufbahn mehrere solcher Ereignisse beobachtet.
Viele Grüße,
Harald.
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Rudi
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Re: Züchterisches Grundwissen für die gezielte Zucht mit Pflanzen (Iris)

Beitrag von Rudi »

Hoi

Ich verstehe nun, warum sogenannte Zuechter noch nicht mal richtig den Vorgang der Bestaebung beherrschen.

Eine schwere Kost, aber ein interessantes Thema.
Grueezi aus der Schweiz
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Tetje
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Re: Züchterisches Grundwissen für die gezielte Zucht mit Pflanzen (Iris)

Beitrag von Tetje »

Hallo Harald, hallo zusammen,

das Thema ist sehr wichtig und ich gehe davon aus, dass sich einige angehende (seriöse) Züchter für diesen informativen Thread interessieren. 8-)
Wie Rudi geschrieben hat ist das eine schwere Kost und wir sollten am Ball bleiben. ;)

Wie ist das möglich, dass du dieses seltene Ereignis mit Bestimmtheit beobachten konntest?
Viele Grüße
Tetje

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Harald
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Re: Züchterisches Grundwissen für die gezielte Zucht mit Pflanzen (Iris)

Beitrag von Harald »

Hallo zusammen,

man erkennt es direkt, wenn man die Chromosomen zählt, oder indirekt, wenn unerwartete Fertilität bei der Folgegeneration auftritt. Das überzeugendste Beispiel ist die pentaploide (fünf Chromosomensätze) 'Gelee Royale', die ich 1982 registrieren ließ.
Am Anfang stand die Kreuzung Iris hoogiana x Brass Accents.
Diese Kreuzung liefert fertile Nachkommen, die sog. Regeliabreds. Diese sind normal fruchtbar, weil beide Eltern tetraploid sind und 2n-Gameten produzieren: Iris hoogiana, 11+11+11+11=44, nach der Reduktionsteilung 11+11, und die TB Brass Accents 12+12+12+12=48, nach der Reduktionsteilung 12+12. Die Sämlinge erhalten dann 11+12+11+12=46 Chromosomen und sind fertil, weil alle Chromosomen einen homologen Paarungspartner haben.
Um auszuprobieren was geschehen würde habe ich versuchsweise die gelbe Oncocyclus Iris auranitica, 2n=2x=20, mit ihrem Pollen bestäubt, und auch einige rotkohlrote Sämlinge erhalten.
Diese mussten als Triploide 10+11+12 Chromosomen von drei verschiedenen, nicht allzu nahen verwandten Spezies haben. Könnte so etwas fertil sein ? Ich habe es trotzdem versucht. Nach Bestäubung mit dem Pollen der gelben Arilbred 'Dresden Gold' (2n=10+12+10+12=44) fand ich einmal 1 und ein anderes Mal drei voll entwickelte, gesunde Samen, aus denen ich mit Hilfe von Embryokultur zwei Sämlinge machen konnte. Später stellte sich heraus, dass sie reichlich Pollen hatten, und auch Samen ansetzten. Nur mit dem Schwestersämling klappte es nicht. Die vermutete Chromosomenzahl von (10+11+12)+(10+12) = 55 wurde wurde aber durch zweimalige Chromosomenzählungen bestätigt.
Jetzt haben wir den Salat. Je mehr man erklärt, desto mehr neue Fragen tauchen auf. Wer noch Lust hat, kann aber ruhig fragen!

Viele Grüße,
Harald
Zuletzt geändert von Harald am Mo 29. Aug 2016, 21:43, insgesamt 1-mal geändert.
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