Bunte Wiesen, Schmetterlinge, die von Blüte zu Blüte schwirren, Heuschreckengezirpe - dieses Bild ist heute eher zu einer Seltenheit geworden.
Viele Tier- und Pflanzenarten sind bedroht, weil ihre Lebensräume wie nährstoffarme Feuchtwiesen oder karge Halbtrockenrasen aufgrund intensiver Landnutzung und Überbauung verschwinden.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat es sich der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) - Bayerns ältester Naturschutzverband - zur Aufgabe gemacht, in Stadt und Landkreis München rund 100 Hektar wertvolle Biotope zu pflegen, um die Artenvielfalt zu erhalten.
Und dies mit Erfolg, denn so konnten sich eine Vielzahl gefährdeter Tier- und Pflanzenarten ihre Lebensräume wieder zurückerobern.
Ab und zu sind die Pforten zu den abgezäunten Arealen geöffnet und so gab es an diesem speziellen Tag im Herbst für eine Stunde lang die Gelegenheit, den Gewöhnlichen Fransenenzian im Heidebiotop Ackermannbogen (München Schwabing) aufzuspüren.
Das Ende der Blühphase des Enzians ist fast erreicht. Die Herbstmahd hat noch nicht stattgefunden.
Der Fransenenzian ist eine seltene Pflanzenart, die fast ausgestorben ist.
Dass aber heuer mitten in Schwabing München so viele Exemplare geblüht haben und noch blühen, ist fast ein kleines Naturwunder. In den letzten Jahren waren sie sehr spärlich vertreten.
Der Herbstblüher erfüllt eine wichtige Funktion, da er erst spät im Jahr zwischen September und November blüht und somit eine wertvolle Futterquelle für Bienen und Insekten darstellt.
Zur Geschichte des Heidebiotops am Ackermannbogen:
Das Biotop in einer Größe von ca. 1,3 ha ist etwas ganz Besonderes, da es mitten in der dicht besiedelten Stadt liegt.
Es befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Stetten Kaserne, welches als Hubschrauberlandeplatz diente.
Ein Restbestand der durch die letzte Eiszeit entstandene Schotterebene zeugt heute noch von der ursprünglichen Heidelandschaft Münchens.
Hier konnte sich ein wertvoller, nährstoffarme Kalkmagerrasen mit einer speziellen Artenvielfalt halten.
Von Bäumen umrandet gedeiht die Büschel-Nelke. Im Frühsommer tauchen Teppiche von Mauerpfeffer die Fläche in gelbe Farbe. Im Spätsommer zeigen sich fünf verschiedene Arten von Königskerzen. Im Herbst blühen die violetten Fransenenziane.
Quelle:
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Seit 2004 kümmert sich Landesbund für Vogel- und Naturschutz LBV als Pächter um die Pflege der artenreichen Heide-Vegetation auf nährstoffarmen Kalkmagerasen, die beispielsweise auch dem geschützten Idas-Silberfleckbläuling Lebensraum bietet.
Wir haben einige dieser seltenen Schmetterlinge schwirren sehen. Das warme, sonnige Wetter hat sie hervorgelockt.
Zum Schutz der trittempfindlichen Pflanzen ist das Biotop umzäunt und somit nicht öffentlich zugänglich, außer bei LBV-Führungen und umweltpädagogischen Schulprogramme.
Kurzes Pflanzenportrait des Fransenenzians:
Der Gewöhnliche Fransenenzian wird auch gefranster Enzian genannt, was auf die Fransen zurückzuführen ist, welche die vier blauen Blütenblätter schmücken. Er zählt zur Familie der Enziangewächse Gentianaceae.
Das zarte, zweijährige bis mehrjährige Pflänzchen kann Wuchshöhen zwischen 8 und 25 cm erreichen und gedeiht auf kalkreichen, steinigen Ton- und Lehmböden und Halbtrockenrasen, auf Tierweiden und in Heidegebieten.
Blüten werden nur bei ausreichendem Lichtangebot gebildet, die Bestäubung erfolgt durch Hummeln und Tagfalter.
Die Pflanzen sind oft kurzlebig, können sich jedoch über das kriechende Rhizom ausbreiten.
Sie gelten in Deutschland als gefährdet und sind laut Bundesartenschutzverordnung geschützt.