Deutsches-Pflanzen-Forum.de

Hallo zusammen,

ich habe mich vor ein paar Tagen in diesem sehr schönenForum und auch so im Internet auf die Suche nach Beiträgen, Threads etc. gemacht, wie man zwei Hostas miteinander kreuzt. Klar bin ich auf ein paar Informationen gestoßen, aber so richtig aufschlussreich war das leider nicht. Zumindest weiß ich jetzt immer noch nicht, wie ich das anstellen soll. Ich möchte es nämlich gerne einmal ausprobieren. Also verzeiht mir, wenn die Fragen typische Anfängerfragen sind, aber hier im Forum habe eigentlich nur Threads zu den Hostasämlingen und der -aussaat gefunden.

Vielleicht könnte jemand einmal komplett erklären, wie ein Kreuzungsvorgang bei zwei Hostas auszusehen hat?
Möglicherweise beinhaltet dies dann die Antworten auf viele meiner Fragen. Ich wäre wirklich sehr dankbar!

Ansonsten würde ich jetzt einfach einmal ein paar meiner Fragen stellen. Wäre super, wenn jemand darauf antworten könnte.

Vielleicht noch vorne weg: Dass man die Samenkapseln durch Organza-Säckchen vor Mäusen schützen kann und den Pollen damit auffangen kann, habe ich bereits gelesen.

Frage 1:
Gibt es eine Klausel/Regel welche Merkmale generell von der Vaterpflanze und welche von der Mutterpflanze weitervererbt werden? Gibt es da etwas, das auf alle Hostas zutrifft oder ist das von Hosta zu Hosta unterschiedlich?

Frage 2:
Wenn es immer unterschiedlich ist, kreuze ich dann einfach zwei Hostas und hoffe, dass Sämlinge dabei sind, die meinen Vorstellungen entsprechen oder kann ich das irgendwie beeinflussen?

Frage 3:
Eine Vaterpflanze ist doch die Pflanze, von der man den Pollen nimmt und damit die andere Hosta (dann Mutterpflanze) bestäubt, oder?

Frage 4:
Kommt dann jede Hosta sowohl als Vater- als auch als Mutterpflanze zum Kreuzen in Frage oder gibt es Hostas, die sich nur als eine der beiden eignen?

Frage 5:
Wie bestäubt man Richtig? Den Pollen der einen Pflanze auf den Stempel der anderen Pflanze, oder?

Frage 6:
Wäre es dann sinnvoll, die Staubblätter der Mutterpflanze zu entfernen, nicht das der Stempel mit dem eigenen Pollen bestäubt wird?

Frage 7:
Wenn ich den Pollen der Vaterpflanze abnehme, kann ich diese Hosta dann noch als Mutterpflanze für eine andere Kreuzung verwenden?

Frage 8:
Nimmt man für eine Kreuzung immer alle Blütenstängel einer Mutterpflanze oder kann ich auch einen Stängel für die eine Kreuzung nehmen und einen anderen Stängel für eine andere Kreuzung? (Natürlich mit entsprechender Markierung der Stängel)

Frage 9:
Für wie viele Narben zum Bestäuben reicht der Pollen einer Blüte der Vaterpflanze? Pro Blüte eine Narbe oder könnte ich mit dem Pollen einer Blüte mehrere Narben bestäuben?

Frage 10:
Wie viel Zeit bleibt mir, eine Narbe zu bestäuben? Bei meiner einen Hosta meint man, dass die Narbe schon aus der noch geschlossenen Blüte herausschaut. Könnte ich bereits hier dann schon bestäuben?

Auch hier habe ich davon gelesen, dass man schon einen Tag bevor sich die Blüte öffnet, ein Organza-Säckchen über die Blüte binden soll, da sonst die Bienen die Arbeit übernehmen?

Frage 11:
Ich habe davon gelesen, dass man den Pollen aufbewahren kann. Wie handhabt ihr das?


Ich denke, das waren die wichtigsten Fragen. Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr damit überrumpelt, aber ich habe einfach nirgends Antworten darauf gefunden...doch wenn man das Kreuzen ausprobieren möchte, ist dieses Wissen Voraussetzung, denke ich jedenfalls.

Vielen Dank schon einmal im Voraus!

Hallo Dominik,

soviel Fragen auf einmal. Gib mir ein bis zwei Tage Zeit. Habe momentan viel Arbeit. Vielleicht schaffe ich es Donnerstag Dir zu antworten. Vieles kann man natürlich mit ja oder nein beantworten.

Hallo Martin,

super, vielen vielen Dank!

Hallo Dominik,

ich versuche knapp aber präzise Deine Fragen zu beantworten. Hier schon mal ein paar Antworten:

Frage 1:
Generell wird Panaschierung (buntblättrigkeit) über die Mutterpflanze einer wenn möglich mittelpanaschierten Hosta vererbt. Optimal sind gestreifte Mutterpflanzen wie H. 'Galaxy’ oder H. 'Beatrice’. Bei solchen gestreiften Hostas treten sehr viel bunte Sämlinge auf. Wird jedoch Eine einfarbige Hosta als Samenelter verwendet, so sind die Sämlinge in der Regel einfarbig grün, blau oder gelb. Ein geringer Prozentsatz kann natürlich Panaschierung aufweisen. Dieser Anteil ist aber sehr gering und nicht nennenswert.

Frage 2:

Natürlich sollte man bei der Züchtung Sorten verwenden mit optimalen Eigenschaften. Blattsubstanz, Blattstruktur, Blattform und natürlich die Farbe wird massgeblich von den Eltern weitervererbt. Natürlich auch die Größe. Wer kleine Hostas züchtet wird sicherlich nicht H. sieboldiana (eine riesige Hosta) als Elternteil verwenden. Umgekehrt, wer grosse Hostas züchtet wird keine kleinen Hostas wie bsw. H. pulchella als Elternteil verwenden.

Frage 3:

Ja

Frage 4:

Sieh hier auch die Antwort zu Frage 1 über Panaschierung.

Frage 5:

Das kann man so sagen.

Frage 6:

Das Entfernen der Staubbeutel und der Blütenblätter ist ratsam. Die Sorge dass die Hosta mit ihrem eigenen Pollen bestäubt wird ist hierbei eher gering. Viele Hostas sind selbststeril und sind auf Pollen einer anderen Nachbarblüte angewiesen. Eine kastrierte Blüte mit fehlendem Landeplatz und ohne Staubbeutel ist zudem für Hummeln uninteressant.

Frage 7:

Hier auch die Antwort zu Frage 1 über Panaschierung beachten.
Jedoch was spricht dagegen eine kastrierte Hosta nicht auch mit Pollen zu bestäuben?

Ich hoffe, Dir schon ein wenig weiter geholfen zu haben. Die restlichen Antworten folgen in Kürze.

Hallo Martin,
echt super, danke, d.h. es kommt viel auf die Mutterpflanze an!
Mach dir keinen Stress, bis jetzt sind bei mir noch keine geöffneten Blüten dabei. Dürfte aber jeden Tag soweit sein.

Danke!

Ich hätte noch ein paar spezifische Fragen zu meinen Hostas, inwiefern diese sich für die Züchtung eignen oder nicht. Aber diese werde ich erst stellen, wenn der Rest beantwortet wurde, oder? Nicht dass es zu Verwirrungen kommt.

Hallo Dennis,

ich freue mich, dass du dich als junger Mensch für die Züchtung interessierst. Beim Martin bist du in sehr guten Händen, hier wird die eigene Praxis weitergeben, das ist heute sehr selten im Netz/im wahren Leben.

Ich züchte seit 1998 mit verschiedenen Gattungen und möchte dir folgendes ans Herz legen: Das du von Anfang an einen gezielten Wege als junger Züchter einschlagen solltest. Wichtig sind deine bevorstehenden Zuchtlinien, die zuvor aus deinen Ideen entstehen sollten. Auch solltest du unbedingt ein handgeschriebenes Zuchtbuch anlegen.
post56464.html?hilit=zuchtbuch#p56464
Bitte fange nicht mit dem "Biene Maja Prinzip" an, dass wird unter seriösen Züchtern als Pollenschmiererei gesehen. Harald oder Martin sind eine der wenigen Züchter die jahrzehntelang gezielte Kreuzungen erfolgreich umgesetzt haben und dadurch in einer ganz anderen Liga "spielen".

Schau' dir bitte mal diesen Thread an der kann dir auch viele Fragen beantworten:
kultur-schnittmasznahmen-zuchtung/gezie ... t7081.html

Eine bebilderte Anleitung für die gezielte Zucht mit Hostas wäre sicherlich sehr hilfreich.....

Hallo zusammen, hallo Dominik,

Hier die restlichen Antworten zur Bestäubung.

Frage 8:

Mit entsprechender Markierung der Stängel ist dies kein Problem. Ich begrenze aber die Anzahl der Samenkapseln um auf 4-5 Kapseln pro Stängel.

Frage 9:

Ein Blüte besitzt 6 Antheren. Damit kann man theoretisch Dutzende Narben bestäuben.

Frage 10:

Bei manchen Sorten oder auch Auslesen bsw. aus H. yingeri schaut die Narbe schon vor der eigentlichen oftmals 1 Tag vor Öffnung der Blüte heraus. Daher sollte man schon sehr früh morgens die Blüten bestäuben.
Zumal Hummeln die eigentlichen Bestäuben von Hostas schon sehr früh mit dem Flug anfangen. Die Bestäubung sollte aber bis zum Mittag spätestens abgeschlossen sein.

Auch hier habe ich davon gelesen, dass man schon einen Tag bevor sich die Blüte öffnet, ein Organza-Säckchen über die Blüte binden soll, da sonst die Bienen die Arbeit übernehmen?

Dies ist angebracht wenn die Hosta im Boden eingewurzelt ist und wenn man es nicht schafft die Blüte so früh morgens zu bestäuben.

Frage 11:

Es gibt mehrere Möglichkeiten der Pollenentnahme. Ich verwende Wattestäbchen. Diese halbiere ich mit der Schere. So passen sie gut in leere Filmdosen. Im Eierfach des Kühlschranks sind sie mehrere Wochen haltbar. Hierbei sollte man den Namen der Pollensorte als Zettel im Filmröhrchen mit vermerken.

Hallo Tetje, hallo Martin,

vielen Dank für die guten Antworten und das Verlinken! Jetzt haben sich wirklich viele Lücken geschlossen.

Ein paar Fragen schwirren jedoch noch in meinem Kopf herum:

Frage 1:
Wenn eine Hosta steril ist, bildet sie keinen Samen aus, oder?

Frage 2:
Wenn ja, woran erkennt man das im Vorfeld bei einer Hosta?

Frage 3:
Das Gegenteil von "steril sein" müsste ja dann "fertil sein" heißen, oder?

Frage 4:
Was für Erfahrungen habt ihr bis jetzt mit einem gewellten Blattrand in der Vererbung gemacht? Besser eine Vater- oder Mutterpflanze zur Weitervererbung hierfür auswählen?

Vielen Dank!

Hallo Dominik,

hier die Antworten zu Deinen weiteren Fragen

Frage 1:
generell natürlich richtig. Doch ist von vielen als steril bezeichneten Hostas bekannt, dass sie trotzdem irgendwann einmal eine Samenkapsel ausbilden. Wenn auch manchmal nur mit ein paar wenigen Samen.
Bei Hosta 'Lakeside Cha Cha' aber auch von Hosta 'Albomarginata' ist dieses Phänomen bekannt.

Frage 2:
Entweder bildet sie eine Samenkapsel aus oder nicht.

Frage 3:
korrekt

Frage 4:
das kann man nicht generell mit Vater- oder Mutterpflanze beantworten. Sämlinge von Hosta 'Marylin Monroe' können wellige Blattränder besitzen. Aber ebenso eine Hosta 'Galaxy' die mit Pollen von H. 'Marylin Monroe' bestäubt wurde.

Hallo Martin,

super, vielen vielen Dank! Du bist mir da echt eine große Hilfe.