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Die rote Pest aus grüner Sicht - Springkräuter

Verfasst: Mo 26. Feb 2024, 15:57
von Martin
Hallo zusammen,

schön dass sich der Autor die Mühe gemacht hat einmal ausführlicher (auf 160 Seiten) über die Gattung Impatiens zu schreiben. Die Arbeit hat sich gelohnt. Es gibt wohl kein vergleichbares Werk, welches so ausführlich die Arten, die ursprünglich aus dem Himalayagebiet stammten behandelt. Dabei durchleuchtet der Diplom Biologe Volkmar Weiss die Hintergründe, warum diese Springkräuter so verkannt werden. Es gibt wissenschaftliche Studien aus Tschechien, die zwar bestätigen, das Impatiens glandulifera die Dominanzverhältnisse in der Natur ändert. (Betroffen sind hier hauptsächlich Brennnessel und Brombeere, die jedoch auf andere Flächen ausweichen!). Letztendlich führen diese aber nicht zum Aussterben einer Art. Der Wert der Springkräuter durch ihren hohen Nektargehalt vor allem für die Bienen ist unstrittig. Die Zusammenfassung zum Ende des Buches lautet, dass die Auswirkungen der Neophyten auf die Artenvielfalt und die Ökosysteme übertrieben werden. Ich habe beim Lesen dieses Buches eine ganz andere Sichtweise auf die Gattung Impatiens bekommen.

Die rote Pest aus grüner Sicht.
Autor: Volkmar Weiss
Erschienen im Leopold Stocker Verlag GmbH (Quelle).
Hofgasse 5 / Postfach 438
A-8011 Graz
ISBN 978-3-7020-1506-0
Mit freundlicher Genehmigung durch:
Carina Spielberger
LEOPOLD STOCKER VERLAG GmbH (Quelle)
Presseabteilung

Re: Die rote Pest aus grüner Sicht - Springkräuter

Verfasst: Di 27. Feb 2024, 05:25
von Rudi
Hoi Martin

Das scheint im Moment zur Mode zu werden, der extreme Umkehrschluss frueherer
Ansichten und das nicht nur im Pflanzenreich!

Ich sehe was bei uns in manchen Gegenden in der Schweiz dieses Unkraut fuer
Schaeden anrichtet, besonders an Bachlaeufen.
Wenn ich mich recht erinnere hast du frueher anders argumentiert.

Es ist immer noch ein großer Unterschied zwischen Theorie und Praxis. ;)

Re: Die rote Pest aus grüner Sicht - Springkräuter

Verfasst: Mi 28. Feb 2024, 10:03
von Martin
Hallo zusammen, hallo Rudi,

in den letzten Monaten hatte ich viel Kontakt mit Imkern, Naturschützern und Berufskollegen.
Das Thema war das Drüsige Springkraut und ihre Dominanz in freier Natur.
Ja das stimmt. Zu Anfang war ich auch der Ansicht dass viele Neophyten keinen Anspruch besitzen hier wachsen zu dürfen. Doch wie sagt man so schön. Keine Regel ohne Ausnahme.
Sicherlich gibt es Neophyten wie der Knöterich (Rheynoutria), der sich wie ein Rüpel benimmt und fast jede Nische besetzt. Oder der Riesenbärenklau, der sich ebenfalls ungestüm ausbreitet. Die Bekämpfung dieser Problempflanzen verschlingt Unmengen von Geldern. Ein aussichtsloses Unterfangen. Solche Neophyten birgen sicherlich eine Gefahr für die heimische Flora.

Doch bei der Riesenbalsamine oder Drüsiges Springkraut genannt sind sich immer mehr Fachleute einig, dass der Nutzen der Pflanze überwiegt. Man hat erkannt, dass der hohe Nektaranteil im Herbst viele Bienenvölker vor dem Verhungern rettet. Ohne Impatiens glandulifera würde die heimische Flora um eine wichtige Trachtpflanze ärmer. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite sind da die Naturschützer, die behaupten, dass diese Pflanze sich immer weiter ausbreitet und Pflanzen zu Absterben bringt. Fakt ist; es gibt nachweislich keine Art, die durch I. glandulifera ausgestorben ist. Die Riesenbalsamine findet sich in vielen Wäldern, in denen der Boden gestört ist durch Staunässe oder Nährstoffüberschuss. Nesseln (Urtica) oder Brombeeren (Rubus) wachsen oftmals dort. Diese weichen auf andere Flächen aus. Man spricht also von einem Verdrängungseffekt.

An Bachläufen ist es das gleiche. Hier wächst das Drüsige Springkraut in Konkurrenz mit Wasserdost (Eupatorium), Nessel (Urtica) und Hahnenfussarten (Ranunculus). Auch diese Pflanzen werden durch den hohen Wuchs des Springkrautes verdrängt und ziehen sich auf andere Flächen zurück. Dabei nimmt der Wasserdost auch trockenere Standorte in Kauf und besiedelt grosse Areale, auf denen Springkräuter nicht Fuss fassen.

Unsere Flora wird bunter. Osterglocken und Goldruten bevölkern unsere Natur und werden von vielen Menschen als heimisch empfunden. Obwohl sie von uns eingebürgert wurden. Kein Mensch stört sich an Goldruten. Geschweige denkt über deren Bekämpfung nach. Auch die
Goldrute ist wie das Drüsige Springkraut eine wichtige Nektarpflanze. Ja man muss manche Neophyten im Auge behalten wie Rheynoutria oder Heracleum. Wir werden aber Goldruten, Springkräuter und Sommerflieder nicht ausrotten können. Das Geld kann man lieber für andere Naturschutzprojekte investieren, als für die Ausrottung Insekten freundlicher Pflanzen wie das Drüsige Springkraut. :)

Re: Die rote Pest aus grüner Sicht - Springkräuter

Verfasst: Do 29. Feb 2024, 11:55
von Tetje
Hallo zusammen, hallo Martin,

für dich als Imker ist die Antwort klar und deutlich, wie man aus deinen Beiträgen entnehmen kann.
Natürlich sollte man die gesamte Gattung nicht verteufeln, viele breiten sich kaum oder sehr träge aus. Der Laie
kann da kaum Unterscheidungen sehen und genau das ist das Problem, deshalb sollte einige, besser alle, verboten
werden. Bevor noch mehr Schaden angerichtet wird. Impatiens glandulifera aus dem Himalaya vermehrt sich
rasend schnell und verdrängt die heimischen Pflanzen.

Ich bleibe dabei, diese Pflanzen haben bei uns nichts zu suchen und wie man sieht, gibt ein die Zeit recht,
der Vormarsch und die dazugehörige Problematik ist nicht aufzuhalten! Anbei ein Beispiel von vielen:
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Wie sehen die Langzeitstudien in der Imkerei aus?

Re: Die rote Pest aus grüner Sicht - Springkräuter

Verfasst: Fr 1. Mär 2024, 11:33
von Martin
Hallo zusammen, hallo Tetje,

die Süddeutsche Zeitung, wie auch andere Schriften haben ja recht. Dass das Springkraut andere Pflanzen verdrängt. Wohlgemerkt verdrängt aber nicht ausrottet. Und schaut man sich die Flora an Waldrändern an. Was wächst dort? Rote Fingerhüte, Knotige Braunwurz, Grosse Brennnessel, Brombeere, Waldziest und Hahnenfussarten. Alles Gattungen, die auf andere Standorte ausweichen, wenn sie in Konkurrenz zum Springkraut wachsen. Ich betrachte das Thema Neophyten weiterhin mit großem Interesse. Auch wenn ich Imker bin, so bin ich weiterhin skeptisch, was in den nächsten Jahren an Neophyten zu uns kommt. Denn darunter finden sich Pflanzen, die ein höheres Gefährdungspotential für den Menschen bergen als das Springkraut. Durch ihre Pollen bspw.
Ich habe keine Langzeitstudien über I. glandulifera aufgeführt. Der Autor verweist immerhin auf 13 Seiten Quellenhinweise zur Gattung Impatiens und anderer Neophyten. Er hat sich die Mühe gemacht, die Häufigkeit von I. edgeworthii, einer ebenfalls invasiven Impatiens Art zu dokumentieren.
Im Zeitraum von dreizehn Jahren fand die Zählung im Leinawald bei Altenburg statt. Angefangen im Jahr 2002 (400 Exemplare) bis zum Jahre 2014 (201000 Exemplare). Interessant ist, das der Faktor der Vermehrungsrate anfangs sehr hoch ist (2,5). Dann aber nach 13 Jahren sich einpendelt (auf 1,0). Das Bunte Springkraut blüht wie der Name schon sagt in gelb, lila und weiss. Die Art kommt mittlerweile auch in NRW vor.
Kein Neophyt spaltet so die Gemüter der Wissenschaftler, Naturschützer und Biologen, wie das Drüsige Springkraut. Der Wert für die Insektenwelt ist aber unstrittig. Keine andere heimische Pflanze birgt im Herbst noch solch ein Nektarpotential für Hummeln und Bienen. Im Buch 'Die Illustrierte Flora' von Garcke aus dem Jahr 1895 werden schon die Springkräuter aufgeführt.


In der Mitte steht I. parviflora. Ebenfalls eine invasive Art. Die schon damals mit als 'an vielen Orten verwildert' angegeben wird. Kein Naturschützer nimmt heute noch Kenntnis hiervon. Für sie ist das Kleinblütige Springkraut heimisch. Obwohl es vor 200 Jahren eingebürgert wurde. Wir sehen also. Neophyten hat es schon viel früher gegeben als viele vermuten. Was wären unsere Baumalleen ohne Robinie und Kastanie? Unsere Äcker und Felder ohne Leimkraut und Amaranthus. Und die Waldränder ohne Springkraut? Viele meinen, diese Pflanzen seien heimisch. Ja bitte. Aber seit wann? :)
Das Werk "Flora Germanica" , welches aus 2 Büchern mit insgesamt über 1700 Seiten besteht listet alle Pflanzenarten Deutschlands auf. Würde man alle Standort fremden Pflanzen heraus streichen. Dann würde das Werk mit lediglich mit 1 Band auskommen. Fast jede zweite bzw. dritte Pflanze ist nicht heimisch und stammt entweder aus dem Mittelmeerraum bzw. aus Amerika. Der Klimawandel, die Globalisierung. Das hat unsere Flora geformt und wird sie weiter formen. Die Zeit wird zeigen, wohin dies führt. Und jetzt wo ich diese Zeilen schreibe denke ich darüber nach eine Silberlinde zu pflanzen. Einen Klimabaum, der mit den Auswirkungen des Klimawandels zurecht kommt und dazu noch eine gute Bienenweide ist.

Re: Die rote Pest aus grüner Sicht - Springkräuter

Verfasst: So 3. Mär 2024, 11:54
von Tetje
Hallo Martin,

ich vertrete seit Jahrzehnten, Bäume zu pflanzen ist ein ganz wichtiger Aspekt und eine der
besten Lösungen. Ich
kann dich bei deinem Vorhaben nur unterstützen. :kings_up: Einfachblühende Dahlien ein Muss, für das Buch, siehe unten,
schicke ich dir zwei Züchtungen von mir. Bienen, Hummeln usw. lieben einfachblühende Dahlien!

Danke für die wertvollen weiteren Informationen. ;)

Wäre es möglich, dass du mir das Buch per Post zusendest, nach der Durchsicht, schicke ich
es dir zurück!? :--D

Re: Die rote Pest aus grüner Sicht - Springkräuter

Verfasst: So 3. Mär 2024, 18:02
von Martin
Hallo Tetje,

warum nicht. Dauert ein wenig. Aber kann ich gerne machen. ;)