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Heute ist Martinstag - Martini

Verfasst: Di 11. Nov 2014, 11:59
von Hiodoshi
Warum feiern wir den Martinstag?

"Laterne, Laterne, ...": Jedes Jahr um den 11. November herum ziehen Scharen von Kindern mit bunten Laternen durch die dunklen Straßen und trällern dabei Martins- und Laternenlieder. Doch wer war eigentlich der Heilige Martin, an den jedes Jahr am 11. November - besonders in katholischen Regionen - mit Martinsumzügen und Gänsebraten erinnert wird?

Martin war ein römischer Soldat, der um das Jahr 316 nach Christus geboren wurde. Der Legende nach ritt er an einem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei. Dieser tat ihm Leid, und so teilte Martin mit dem Schwert seinen warmen Mantel und gab dem Bettler eine Hälfte. In der Nacht erschien ihm der Bettler im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen.

Was hat die Gans mit Martin zu tun?

Nach diesem Erlebnis ließ sich Martin taufen und im christlichen Glauben unterrichten. Später baten ihn die Menschen der Stadt Tours (heute Frankreich), ihr Bischof zu werden. Der bescheidene Martin befand sich jedoch des Amtes nicht für würdig und versteckte sich eier Überlieferung zufolge deshalb in einem Gänsestall. Aber die schnatternden Vögel verrieten ihn, sodass er doch noch zum Bischof geweiht wurde. Einer anderen Legende nach waren die Gänse in die Kirche gewatschelt und hatten mit ihrem Schnattern Martins Predigt gestört - zur Strafe wurden sie danach gebraten.

Rund 30 Jahre lang war Martin Bischof von Tours und soll noch etliche Wunder vollbracht haben. Am 11. November 397 wurde er zu Grabe getragen und später heilig gesprochen. Heute ist Sankt Martin der Schutzpatron etlicher Berufsgruppen, darunter der Winzer, der Weber und der Schneider. Außerdem kümmert er sich der frommen Überlieferung nach um die Bettler, Soldaten und Haustiere.

Tag der Lehnsabgabe und letzter Tag vor der Fastenzeit

War es wirklich ihr lautes Geschnatter, das den Martinsgänsen zum Verhängnis wurde? Historiker haben andere Erklärungen für die Tradition der Martinsgans. So war der 11. November zum einen der Tag, an dem die Steuern oder Lehnsabgaben fällig wurden. Diese wurden meist in Form von Naturalien, etwa einer Gans, erbracht. Zugleich war der 11. November der letzte Tag vor Beginn der 40-tägigen Fastenzeit vor Weihnachten. Die Menschen nutzten die vorerst letzte Gelegenheit, noch einmal einen deftigen Braten zu genießen und Lebensmittel zu verbrauchen, die während des Fastens tabu waren.

Vom Erntefeuer zum Laternenumzug

Doch welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Heiligen Martin und den bunten Laternenumzügen? Bereits die frühen Christen kannten Lichterprozessionen, mit denen sie vermutlich auch den Heiligen Martin an seinem Gedenktag ehrten. Zudem entzündeten die Menschen früher vielerorts im November Feuer auf den abgeernteten Feldern - zum Dank für die Ernte und als symbolischer Abschied vom Erntejahr. Die Kinder bastelten sich Fackeln aus Stroh und Laternen aus ausgehöhlten Rüben und anderen Materialien, mit denen sie dann durch die Straßen zogen.

(Quelle:Auszug aus NDR.de/kultur)

Gibt es bei Euch auch noch Laternenumzüge und Gänsebraten?

Re: Heute ist Martinstag - Martini

Verfasst: Di 11. Nov 2014, 14:14
von Tetje
Hallo Hiodoshi,

danke für deinen lesenswerten Beitrag. Seit dem meine Kinder groß sind, nehmen wir an den Zügen nicht mehr teil.
Ich habe viele Jahre bei uns im Dorf diesen Umzug mit organisiert, es war eine schöne und spannende Zeit im Zeichen unserer Tradition. Besonders die Kinder bis sechs Jahre waren immer mit großem Elan und Freude dabei. Unseren Kindern eine Freude bereiten und dabei unsere Traditionen, Feste und Bräuche vermitteln, halte ich für einen sehr wichtigen Bestandteil in einer Gemeinschaft.

Wir essen am 11.11. nur noch Ente, da die Kinder die Gans nicht mehr so gerne mögen und für zwei Personen lohnt sich die Arbeit nicht. Auch wenn die Gans ein einmaliges Geschmackserlebnis für den Gaumen ist. Nur Brust oder Keule, ist für mich persönlich kein richtiges Martinsgans essen, aber jeder wie er möchte. ;)

Re: Heute ist Martinstag - Martini

Verfasst: Di 11. Nov 2014, 14:14
von Isabel
Liebe Hiodoshi,

Danke für diesen schönen Beitrag. :) Es tut immer wieder gut, Wissen aufzufrischen oder überhaupt aufzufüllen. :)

Ich mochte die Martinsumzüge bei meinen Kindern nicht. Oft ist eine dieser gebastelten Laternen in Flammen aufgegangen. Dann der anschließende Auftrieb im Kindergarten... Toll war wiederum die gebackene Martinsgans und der Kinderglühwein.

Und darum backe ich seit neuestem Martinsgänse.
Es ist ein Quarkölteig, an der Optik ist noch einiges zu verbessern und ich muss die dicker machen, damit sie nicht zu trocken schmecken. Aber der Teig ungebacken ist auch sehr, sehr gut... :)
Isabel

Re: Heute ist Martinstag - Martini

Verfasst: Di 11. Nov 2014, 20:28
von Moni
Diesen Umzug gibt es bei uns im Dorf auch, der wird von der Schule organisiert. Hier werden 'Räben' geschnitzt. Das war immer die Aufgabe von den Vätern der kleineren Kindern. Ab der 2.Klasse machen die Kinder sie selber.

Re: Heute ist Martinstag - Martini

Verfasst: Di 11. Nov 2014, 20:29
von CamelliaDebbie
Isabel hat geschrieben:Und darum backe ich seit neuestem Martinsgänse.
Es ist ein Quarkölteig, an der Optik ist noch einiges zu verbessern und ich muss die dicker machen, damit sie nicht zu trocken schmecken. Aber der Teig ungebacken ist auch sehr, sehr gut... :)
Martinsgans 003neu.jpg
Isabel
Liebe Isabel, dann versuche es doch einmal bei deiner gebackenen Martinsgans mit einer Füllung...

Bevor Du sie mit dem Guss glasierst, einmal durchschneiden und eine Lage Pflaumenmus aufbringen... :lol:

Eine Füllung aus Backpflaumen ist ja wohl auch in der Gänse-Braterei bekannt.... 8-)

Ich finde Deine Idee mit der "gebackenen" Gans jedenfalls sehr schön.. und die Optik ist doch auch schon ganz gut... :D

Re: Heute ist Martinstag - Martini

Verfasst: Di 11. Nov 2014, 22:18
von Tetje
Moni hat geschrieben:....... Hier werden 'Räben' geschnitzt.............
Moni, was sind Räben?

Re: Heute ist Martinstag - Martini

Verfasst: Di 11. Nov 2014, 22:22
von Isabel
Liebe Camellia,

also auf jeden Fall haben sie mich aus ihren Rosinenaugen sehr freundlich angesehen. :)
Pflaumenmus würde sie sicherlich saftiger machen, da hast du recht. Gans ist Gans. :D

LG Isabel

Re: Heute ist Martinstag - Martini

Verfasst: Di 11. Nov 2014, 23:11
von Raphia1012
Den St. Martinszug sehe ich mir jedes Jahr an, er weckt Kindheitserinnerungen. Besonders wenn es an dem Tag kalt ist und man sich am großen Feuer aufwärmen kann,
kommt eine schöne Stimmung auf. Das anschließende Feuerwerk ist dann der Höhepunkt der Feier.
Traditionell gibt es bei uns Glühwein und Püfferchen.
Püfferchen sind in Fett ausgebackene Hefekrapfen mit Rosinen oder Äpfel, und mit Zimtzucker bestreut.

Re: Heute ist Martinstag - Martini

Verfasst: Mi 12. Nov 2014, 21:20
von Hiodoshi
Hallo zusammen,

ich habe mich sehr über eure Berichte gefreut.
Das weckt wirklich einige Kindheitserinnerungen.

Die gebackene Gans ist eine schöne Alternative zum "echten" Vogel. :o
Raphia, deine stimmungsvollen Bilder, super gelungen!
Solche Feuer kenne ich bei uns nur zu Ostern :)

Und Monis "Räben" könnten "Rüben" sein. :? :?: :?
Die haben wir auch als (ältere) Kinder mit Vorliebe ausgehöhlt und Gesichter reingeschnitten, so wie es heute mit Kürbissen gemacht wird.

Re: Heute ist Martinstag - Martini

Verfasst: Do 13. Nov 2014, 21:03
von Bernd
Hallo zusammen,
bei uns wird zu St.Martin zum "Uhles- oder Döppekuchen-" Essen eingeladen. An dem Abend, wo der Martinszug durch die Straßen zieht, duftet der ganze Altort nach diesem traditionellen Essen.
Der Döppe- (Döppe = Topf) Kuchen besteht aus einem Kartoffelteig der mit Speck und Mettwürstchen in einem Bräter zwei Stunden im Ofen gebaken wird. Dazu isst man Apfelmus.
Da wir bei uns den Kölner Dialekt sprechen heißt das Gericht Uhles. Uhl war früher im Kölner Raum die Bezeichnug für eine bestimmte Topfform.
Bei uns gehört auch das Martinsfeuer zu diesem Abend und die Kinder bekommen nach dem Laternenumzug von St.Martin einen Rosinenwecken.
Übrigens, im Erzbistum Köln bekommt die Kirche heute noch zu 11.November die Landpacht. Auch viele private Grundstücksbesitzer unseres Ortes halten diese Tradition aufrecht.