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Paeonien „regelmäßig“ umpflanzen?

Verfasst: Do 9. Apr 2015, 08:18
von Pipo
Päonien „regelmäßig“ umpflanzen

Ururgroßvater, 1817 geboren, war Sänftenträger am sächsischen Hof in Dresden. Wahrscheinlich gab es für so manche pikante Tour ein fürstliches Trinkgeld, denn im Alter von vierzig Jahren konnte er sich als „Häusler“ zur Ruhe setzen und sich seinem Garten widmen. Vermutlich hat er durch Beziehungen zum Hof eine Päonie erworben, denn Päonien gab es damals nicht im Baumarkt, sondern nur in fürstlichen Parks und Gärten. So kam diese Pflanze, die Sorte ist mit Päonie 'Duchesse' überliefert, oder ein Ableger davon nach 1870 als Geschenk an meinen Urgroßvater auf unser Grundstück.
Dort blieb sie seitdem am gleichen Platz. Nur kurz vor dem 1. Weltkrieg, in den Sechzigern und Achtzigern wurden dreimal Ableger abgetrennt. Anfang der Achtziger (ich meine 1980) erreichte sie mit über 120 Blüten ihren Höhepunkt. Damals hatte ich mit meiner Mutter aufwändig gezählt. Danach ging es mit der Pflanze nicht mehr voran und 2013 ist sie mir eingegangen. Da sich die Ableger und auch die Ableger der Ableger alle prächtig entwickeln, empfehle ich, Päonien regelmäßig aller 120 Jahre einmal an einen anderen Standort zu setzen.
Falls jetzt jemand denkt: „Na so ein Spinner“, ich wollte nur mit lustigen Worten folgendes sagen:
1.) Die Meisten meiner umgepflanzten Päonien haben das recht übel genommen, haben das Blühen und teilweise sogar das Wachstum für zwei/drei Jahre eingestellt.
2.) Da Päonien volle Sonne brauchen, sollte man bei der Standortwahl sehr sorgfältig sein und überlegen, wie dieser in 30/50 Jahren aussehen könnte, wenn die Pflanze einen Durchmesser von vielleicht zwei Metern hat und an die einhundert Blüten hervorbringt.
3.) Billige Baumarktpäonien sind auf Pfingstrosenknollen (Paeonia lactiflora) veredelt und erreichen ein so hohes Alter in der Regel nicht. Aber auch sie mögen Umpflanzen nicht.

Anbei ein Bild der beschriebenen Päonie von 1985, noch mit einem DDR-Farbfilm fotografiert.
Pipo

Re: Päonien „regelmäßig“ umpflanzen?

Verfasst: Do 9. Apr 2015, 12:00
von Tetje
Hallo zusammen, hallo Pipo,

solche Beiträge aus der Praxis sind sehr wichtig für Anfänger, da sie oft die Lust durch Kulturfehler
an den Pflanzen verlieren. 8-) ;)

Was noch wichtiger ist, der geschichtliche Hintergrund deiner "alten" Paeonie.

Re: Päonien „regelmäßig“ umpflanzen?

Verfasst: Do 9. Apr 2015, 22:36
von Ada
Hallo Pipo,

was für eine beeindruckende Geschichte, die Du uns da erzählt hast.
Dass Du eine so alte Paeonie mit einem solchen Hintergrund in Deinem Garten hattest, war bestimmt ein großes Glück.

Auf dem Foto von 1985 ist sie ja dann schon über 100 Jahre alt, ein Prachtexemplar.
Eine Pflanze mit einer so langen Geschichte kann uns viel erzählen, und gibt uns auch ein gutes Gefühl für das Verrinnen der Zeit.

Und, letztendlich ist es ja dann auch kein Wunder, mit dieser Pflanze in Deinem Heimatgarten, dass Paeonien zu Deinen Favoriten geworden sind.

Viele Grüße,
Ada

Re: Päonien „regelmäßig“ umpflanzen?

Verfasst: Fr 10. Apr 2015, 09:34
von Bernd
Hallo Pipo,

Danke für den Beitrag.
Was für eine spannende und interessante Geschichte.
Ich liebe solche Geschichten und finde es wichtig, dass sie für die Nachkommen erhalten bleibt und wenn dann neben der Geschichte auch noch Nachkommen der Familie und der Pflanze da sind, ist das eine ganz tolle Sache.

Re: Paeonien „regelmäßig“ umpflanzen?

Verfasst: Fr 10. Apr 2015, 10:28
von Herti
Hallo Pipo ,

ich bin auch begeistert von deinem spannenden Bericht zur Pfingstrose .Das man eine Pfingstrose nicht umpflanzen sollte kann ich nur bestätigen .Ich habe auch eine ganz normale Bauernpfingstrose schon
über 40-zig Jahre auf dem gleichen Fleck und sie blüht jedes Jahr wunderschön.

Danke für deinen Bericht.