Das Problem der Schwerkeimer
Verfasst: Fr 7. Apr 2017, 18:38
Viele unserer beliebtesten Zierpflanzen lassen sich nicht gut aus Samen vermehren. Die Keimung ist unregelmäßig und schwach, und manchmal wartet der Gartenfreund ganz vergeblich auf Sämlinge. Man fragt sich warum eigentlich unsere Kulturpflanzen so prompt und reichlich Jahr für Jahr keimen? Das muss mit der jahrhundertelangen, wenn nicht jahrtausendelangen Auslese auf sofortige Keimung zusammenhängen. Was bei der Aussaat im Frühjahr nicht sofort gekeimt hat, kann im Herbst nicht geerntet werden, und ist einfach weg. Die prompte Keimung bei Kraut und Rüben ist also nicht der Normalfall, sondern die Ausnahme. Langjährige Beobachtungen haben erwiesen, dass eine Kälteperiode vor der Aussaat bei vielen Arten die Keimungsraten stark verbessert. Die eigentlichen tiefer liegenden Ursachen der Keimhemmung sind aber nicht richtig bekannt, und zur Überwindung derselben existieren die abenteuerlichsten Rezepte.
Brauchen Schwerkeimer Frost?
Ich habe mich eine Reihe von Jahren mit der Keimung von Bartirissamen befasst. Ein gesundes Samenkorn besteht aus der Samenschale, dem Nährgewebe und dem darin eingebetteten Embryo. Wenn man den Bartiris-Embryo unter sterilen Bedingungen isoliert und auf ein künstliches Nährmedium legt, beginnt er sofort mit der Keimung. Er braucht also keinen Frost und nicht einmal eine Kühlperiode. Keimende Samen leiden bei Kahlfrost und können je nach Veranlagung auch absterben. Man könnte daraus schließen, dass die Keimhemmung aus dem Nährgewebe kommt. Es kommt aber noch etwas Anderes in Betracht. Die von Dr. Tamberg ausgiebig praktizierte Anschneidemethode deutet ebenfalls darauf hin, dass die bloße Einengung durch das manchmal steinharte Nährgewebe eine sofortige Keimung verhindert. Eine dritte Art von Keimhemmung finden wir bei den Samen der Regelia -Iris (I.korolkowii u.a.). Auch bei Anwendung von Embryokultur liegen die Embryonen in der Regel ohne zu keimen auf dem künstlichen Nährboden. Sie schwellen wohl etwas an, keimen aber nicht wirklich und sterben schließlich ab. Einmal vergaß ich 10 I.afghanica-Embryonen im Gemüsefach des Kühlschranks (bei ca. +5° C). Als ich mich nach ca. 6 Wochen an sie erinnerte und nachschaute, hatten alle 10 gekeimt. Da es im Kühlschrank dunkel ist, waren sie alle weiß. Ans Licht gebracht erholten sie sich aber bald. Hier war es wohl eindeutig die Kühlphase, die die Keimung auslöste. Mir scheint, dass die meisten Schwerkeimer von allen beschriebenen Keimungshemmern etwas abbekommen haben, und deshalb keine passende Behandlungsmethode für alle Fälle gefunden werden kann.
Was kann man aber tun?
Reife Samen trocken und luftig aufbewahren. Schimmelbildung verhindern, gegebenenfalls desinfizieren. Ab etwa November für mindestens eine Woche durchdringend wässern, immer sauberes Wasser verwenden. Danach bei etwa +5° C stratifizieren, (Kühlschrank), damit keimbereite Samen nicht frühzeitig keimen und dann durch eventuell auftretende starke Fröste abgetötet werden. Ab März/April können sie dann an einer schattigen Stelle im Garten aufgestellt werden.
Viele Grüße,
Harald
Brauchen Schwerkeimer Frost?
Ich habe mich eine Reihe von Jahren mit der Keimung von Bartirissamen befasst. Ein gesundes Samenkorn besteht aus der Samenschale, dem Nährgewebe und dem darin eingebetteten Embryo. Wenn man den Bartiris-Embryo unter sterilen Bedingungen isoliert und auf ein künstliches Nährmedium legt, beginnt er sofort mit der Keimung. Er braucht also keinen Frost und nicht einmal eine Kühlperiode. Keimende Samen leiden bei Kahlfrost und können je nach Veranlagung auch absterben. Man könnte daraus schließen, dass die Keimhemmung aus dem Nährgewebe kommt. Es kommt aber noch etwas Anderes in Betracht. Die von Dr. Tamberg ausgiebig praktizierte Anschneidemethode deutet ebenfalls darauf hin, dass die bloße Einengung durch das manchmal steinharte Nährgewebe eine sofortige Keimung verhindert. Eine dritte Art von Keimhemmung finden wir bei den Samen der Regelia -Iris (I.korolkowii u.a.). Auch bei Anwendung von Embryokultur liegen die Embryonen in der Regel ohne zu keimen auf dem künstlichen Nährboden. Sie schwellen wohl etwas an, keimen aber nicht wirklich und sterben schließlich ab. Einmal vergaß ich 10 I.afghanica-Embryonen im Gemüsefach des Kühlschranks (bei ca. +5° C). Als ich mich nach ca. 6 Wochen an sie erinnerte und nachschaute, hatten alle 10 gekeimt. Da es im Kühlschrank dunkel ist, waren sie alle weiß. Ans Licht gebracht erholten sie sich aber bald. Hier war es wohl eindeutig die Kühlphase, die die Keimung auslöste. Mir scheint, dass die meisten Schwerkeimer von allen beschriebenen Keimungshemmern etwas abbekommen haben, und deshalb keine passende Behandlungsmethode für alle Fälle gefunden werden kann.
Was kann man aber tun?
Reife Samen trocken und luftig aufbewahren. Schimmelbildung verhindern, gegebenenfalls desinfizieren. Ab etwa November für mindestens eine Woche durchdringend wässern, immer sauberes Wasser verwenden. Danach bei etwa +5° C stratifizieren, (Kühlschrank), damit keimbereite Samen nicht frühzeitig keimen und dann durch eventuell auftretende starke Fröste abgetötet werden. Ab März/April können sie dann an einer schattigen Stelle im Garten aufgestellt werden.
Viele Grüße,
Harald