Gerda Nissen (1929-1999) und ihre historischen Rosen

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Tetje
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Gerda Nissen (1929-1999) und ihre historischen Rosen

Beitrag von Tetje »

Hallo zusammen,

den Insidern dürfte dieser Name ein Begriff sein.

In den 1970er Jahren kam die Journalistin und leidenschaftliche Gärtnerin Gerda Nissen aus Meldorf durch einen Zufall mit historischen, sogenannten Alten Rosen in Berührung, die aus einer Rosenschule stammten. Sie war fasziniert vom Charme dieser Alten Rosen, die so ganz anders aussahen als die Rosen, die sie kannte, und einen herrlichen Duft hatten. Als sie in ihrer Umgebung in Dithmarschen auf die gezielten Suche ging, wurde sie in Gärten und auf Friedhöfen fündig. Sie hatte Gelegenheit, die Rosen am Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf aufzupflanzen, wo sie zu stattlichen Sträuchern heranwuchsen. Jeden Juni war es eine Lust, sie in ihrer ganzen Blütenpracht zu bewundern. So wurde die Aufmerksamkeit vieler Garten- und Rosenfreunde wieder auf die fast vergessenen Schönheiten gelenkt, insbesondere auch durch Gerda Nissens Rosenbuch, dass vielen Menschen Freude und Anregung gegeben hat und Anstoß für regionale Sammlungen, so z. B. die Sammlung Bartel in Wagersrott in Angeln.(Gerda Nissen, Alte Rosen,Verlag Boyens & Co in Heide)

Durch Renovierungsarbeiten mussten die Alten Rosen in den Garten des Landwirtschaftsmuseums in Meldorf umziehen. An den ursprünglichen Fundorten sind sie nur noch ausnahmsweise erhalten. Ohne Gerda Nissens Einsatz wären einige Alte Rosen verloren gegangen, da sie auch nicht in den Rosarien zu finden sind.

Gerda Nissen verstarb im Herbst 1999. Sie hat es nicht mehr erleben dürfen, zu welcher Pracht sich der Rosengarten in den letzten Jahren entfaltet hat.
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Viele Grüße
Tetje

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Raphaela
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Re: Gerda Nissen (1929-1999) und ihre historischen Rosen

Beitrag von Raphaela »

Es gibt auch eine Rosenschule wo man die von Gerda Nissen gefundenen Sorten bestellen kann. Sie werden dort mit dem Namens-Zusatz "Meldorf" gelistet. Beispiel: Belle Isis Meldorf (im Gegensatz zu Belle Isis Rosarien).

Besonders verliebt bin ich derzeit in die "falsche Nissen La Noblesse", eine einmalblühende, violettrote Bourbon Hybride unbekannten Originalnamens (die Frau Nissen für "La Noblesse" hielt).

Auch wenn keine einzige Identifizierung von Frau Nissen sich als zutreffend bestätigt hat war ihr Einsatz für die Erhaltung historischer und seltener Rosen ein sehr wichtiger. Mir tut es leid, sie nicht mehr kennengelernt zu haben.
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Dorothea
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Re: Gerda Nissen (1929-1999) und ihre historischen Rosen

Beitrag von Dorothea »

Das Buch von Gerda Nissen war für mich der Ansporn, mich mit alten Rosen zu beschäftigen. Auch wenn es später ausführlichere, "bessere" Rosenbücher gab, für mich öffnete sie das Tor in eine neue Welt der alten Rosen. Ich vermute, ich bin nicht die Einzige, die über Gerda Nissen zu den alten Rosen gefunden hat.

Dorothea
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Klaus
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Re: Gerda Nissen (1929-1999) und ihre historischen Rosen

Beitrag von Klaus »

Das gilt auch für meine Frau und mich.
Uns hat zusätzlich das Buch von Peter Beales "Classic Roses" stark beeinflusst, das wir von einer Reise nach England mitbrachten. Wir haben es später ins Deutsche übersetzt ("Klassische Rosen", Dumont) und es hat sogar eine 2. Auflage erreicht. Dürfte heute nur noch antiquarisch erhältlich ein, lohnt aber unbedingt.
Klaus
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Tetje
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Re: Gerda Nissen (1929-1999) und ihre historischen Rosen

Beitrag von Tetje »

Raphaela hat geschrieben: Auch wenn keine einzige Identifizierung von Frau Nissen sich als zutreffend bestätigt hat war ihr Einsatz für die Erhaltung historischer und seltener Rosen ein sehr wichtiger.

Hallo Raphaela,

würdest du das bitte genauer erklären und wieso ist man heute der Meinung, dass diese Rosen von ihr alle falsch identifiziert worden sind?
Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass sie keinen Treffer gelandet hat.
Viele Grüße
Tetje

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Raphaela
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Re: Gerda Nissen (1929-1999) und ihre historischen Rosen

Beitrag von Raphaela »

Leicht zu identifizierende Sorten wie Rosa mundi (Rosa gallica "versicolor") z. B. hat sie schon richtig zugeordnet. Bei den von ihr erstmalig wiedergefundenen und entdeckten Sorten kenne ich allerdings keine, die den korrekten Namen wiederbekommen hat. Nur solche mit Bezeichnungen wie "falsche Nissen La Reine", "falsche Nissen Belle Isis", "falsche Nissen La Noblesse" etc. - Lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Man muß dabei aber auch bedenken, daß es sich dabei überwiegend um Sorten handelt, die (damals) noch relativ unbekannt waren (wie Belle Isis, Rosarienform) bzw. so wenig verbreitet/selten, daß es bis heute nicht gelungen ist, die echte Identität herauszufinden (Nissen-La Noblesse u. a.).
Einige hat sie daher ja auch selbst nur mit Arbeitsnamen belegt ("unbekannte, rote Bourbon Rose", "unbekannte, rote Centifolie", "dornenlose Kreiselrose", etc).

Ob und wie sie die gefundenen Rosen zugeordnet hat ist auch von geringerer Bedeutung: Ihr immenser Verdienst war, daß sie sehr viel zum neu erwachenden Interesse an historischen Rosen und zum Gedanken der Notwendigkeit ihrer Erhaltung beigetragen hat. - Ihr und Christine Meile haben wir heutigen Sammler m. E. zu verdanken, daß wir heute noch (bzw. wieder) auf ein relativ großes Rosenschul-Sortiment historischer Rosen Zugriff haben: Ohne den Einsatz und die Publikationen dieser beiden engagierten Frauen (in einer Zeit, wo nur "das Moderne" einen Wert hatte) wäre das Interesse an historischen Sorten sicher erst viel später (und für viele Sorten zu spät) wieder erwacht.
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Dorothea
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Re: Gerda Nissen (1929-1999) und ihre historischen Rosen

Beitrag von Dorothea »

Hallo Raphaela,

sowohl was die Identifizierung als auch die Bedeutung von Frau Nissen anbetrifft, muss ich Dir beipflichten.
Ohne die Begeisterung von Frau Nissen wäre, vor allem in der Anfangszeit der Wiederentdeckung der alten Rosen, in Deutschland nur wenig Interesse bei einer größeren Anzahl von Roseninteressierten geweckt worden.
Und Frau Nissen ist nicht die einzige in der Literatur, die sich mit der Identifizierung schwergetan hat. Die zahlreichen Neuentdeckungen der letzten Jahrzehnte sind mit Sicherheit auch immer nicht zutreffend.

Wichtig ist es , dass wir uns an den alten Rosen erfreuen können und Frau Nissen hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet.
Christine Meile hat mit ihren wunderschönen und sorgfältig aufgenommenen Fotos und ihrem (leider schon fast vergriffenen) Buch "Alte Rosen- Alte Zeiten" einen weiteren Beitrag geleistet zur Verbreitung der Freude an alten Rosen.
Wer nicht auf englischsprachige Seiten gehen möchte, findet auf ihrer Rosenseite [External Link Removed for Guests] einen vorzüglichen Einstieg in die Welt der alten Rosen.,

Dorothea
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