Was sind Chimären?

Brigitte Stisser

Re: Was sind Chimären?

Beitrag von Brigitte Stisser »

Tetje hat geschrieben:

Jetzt kommt ein ganz wichtiger Hinweis. Bei intensiver, einseitiger Stickstoffdüngung kann die Panaschierung von den grünen Zellschichten überdeckt werden, da N das Zellwachstum der gesunden Zellen stark anregt.

Das ist ein interessanter Aspekt. D. hieße: keine stickstoffbetonten Dünger zu benutzen - eher die Formeln mit ausgeglichenen oder sogar kalibetonten Anteilen zu bevorzugen. O.k. Ist registriert!!
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Beate
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Re: Was sind Chimären?

Beitrag von Beate »

Hallo,

ein Zitat aus einem vorigen Beitrag:
"Zahlreiche der heutigen Zier- und Nutzpflanzen, die aus verschiedenen Arten zusammengekreuzt und mit Stecklingen vegetativ geklont(vermehrt) sind, enthalten vielfach verschiedene Charaktere, sind eigentlich Chimären"

Das dürfte dann gerade auch auf Kamelien zutreffen? Bei rosen- oder dachziegelförmigen Blüten kann ich mir keine Vermehrung aus Samen vorstellen, da Staubgefäße und Stempel fehlen.

Ist es denn immer ein "Rücksprung" in Ausgangsformen oder kommen auf diese Weise auch völlig neue Sorten zustande?

Gruß Beate
Birgitt

Re: Was sind Chimären?

Beitrag von Birgitt »

Tetje hat geschrieben:
Ich erinnere mich wage an einem sehr interessanten versprochenen Link von dir..... :kings_ugly:
Lieber Tetje,

hier kommen die versprochenen Links. :kings_wink: :kings_mrgreen:


Ich möchte euch folgende Dissertationen von Diplom-Gartenbauingenieur Sylvia Plaschil und Dipl. Ing. agr. David Rodriguez I. vorstellen.
Darin wird den Fragen nachgegangen, was Chimären sind, deren Entstehung und Unterteilung und wie sie nachgewiesen werden können.

Dissertation
Vergleichende Untersuchungen zur histogenetisch bedingten Sternmusterbildung in der Petalenfärbung bei Camellia L., Myosotis L., Pelargonium L’Herit., Phlox L., Rhododendron L., Saintpaulia H. Wendl., Verbena L.
von Diplom-Gartenbauingenieur Sylvia Plaschil

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Dissertation
Musteranalysen an ausgewählten variegaten Formen der Araceae, Asteraceae, Ericaceae, Marantaceae und Rosaceae
von Dipl. Ing. agr. David Rodriguez I.

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Tetje
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Re: Was sind Chimären?

Beitrag von Tetje »

Ein überaus interessanter Beitrag und die Links sind wirklich Klasse, vielen Dank. :kings_up:
Viele Grüße
Tetje

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Beate
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Re: Was sind Chimären?

Beitrag von Beate »

Hallo,

ebenfalls schönen Dank.
Etwas schwerer Stoff, aber klasse!

Gruß Beate
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Hanninkj †
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Re: Was sind Chimären?

Beitrag von Hanninkj † »

Ich habe aus ein Clematis Saemling zwei verschiedene Farben bekommen. Kreuzung 2012 und Jungpflanze 2013 und haben immer 10:30:20(N:P:K) bekommen.

Ton
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Re: Was sind Chimären?

Beitrag von Tetje »

Das sieht fast wie ein Ausfaller aus, ist das an den weiteren Blüten auch zu beobachten?
Viele Grüße
Tetje

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Re: Was sind Chimären?

Beitrag von Hanninkj † »

Das ist die erste Bluete und dadurch weiss ich noch nicht mehr.

Ton
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Harald
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Re: Was sind Chimären?

Beitrag von Harald »

Hallo zusammen,
ich habe mir noch einmal die lebhafte Diskussion über die pflanzlichen Chimären zu Gemüte geführt. Dabei ist mir aufgefallen, dass die plasmatische Vererbung überhaupt nicht erwähnt worden ist. Dabei liegt dieses Thema doch so nahe, denn die Chlorophyllbildung der sog. "panaschierten" Zierpflanzen ist eng damit verbunden.
Wie entstehen panaschierte Pflanzen?
Neben der Vererbung die von den Chromosomen gesteuert wird, gibt es noch eine Vererbung durch Organellen, die sich außerhalb des Zellkerns im Zellplasma befinden, nämlich Plastiden und Mitochondrien. Am Anfang bewirkt eine Mutation in den Plastiden den Ausfall der Chlorophyllbildung in einigen Zellen. Im Verlaufe des Wachstums der Pflanze (Ontogenese) entmischen sich grüne und weiße Bereiche. Sie laufen zusammen und bilden größere Flächen und mehr oder weniger regelmäßige Muster, wie Mittel- und Randpanaschierung usw. Das Ganze ist aber ziemlich instabil und es können auch rein grüne und rein weiße Sprossen entstehen.
Woran erkennt man, dass die Panaschierung von den Plastiden gesteuert wird und nicht von den Chromosomen?
Erstens, weil ihre Vererbung nicht den Mendelschen Regeln folgt, und zweitens, weil bei der Vermehrung durch Samen die Sämlinge eine ausgeprägte Neigung haben so auszusehen wie die Mutter, also panaschierte Mütter haben überwiegend panaschierte Nachkommen, auch wenn der Vater grün ist, und grüne Mütter haben überwiegend grüne Nachkommen, auch wenn der Vater panaschiert war, denn weibliche Keimzellen (Samenanlagen) übertragen bei der Verschmelzung mit den männlichen Pollenschlauchkernen mehr Plasma in die Zygote (befruchtete Eizelle).
Was folgt aus dieser Sachlage?
Panaschierte Zierpflanzen sind das Ergebnis einer Defektmutation. Das muss nicht heißen, dass es sich um pflanzliche Krüppel handelt, aber wegen der funktionslosen Bereiche in den Blättern (kein Chlorophyll, keine Photosynthese) sind sie i.d.R. langsamwüchsiger als ihre grünen Verwandten. Für die Vermehrung von panaschierten Pflanzen gilt: Auch bei vegetativer Vermehrung müssen die Nachkommen nicht 100 % gleichartig sein, und wenn man panaschierte Sämlinge haben will, muss man panaschierte Mütter nehmen.
Viele Grüße,
Harald
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Tetje
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Re: Was sind Chimären?

Beitrag von Tetje »

Hallo zusammen, hallo Harald,

ich möchte noch einen wichtigen Hinweis zu deinen interessanten Ausführungen geben.
Heute verwendet man eher den Ausdruck extrachromosale Vererbung, das bedeutet die Weitergabe
von Informationen, die nicht durch Chromosomen sondern durch die DNA in Plastiden bzw. Mitochonieden erfolgt. Die Begriffe "plasmatischer Vererbung" hat man früher verwendet, aber im Cytoplasma gibt es
keine Erbträger.

Zur Information:
Plastiden = Von einer Doppelmembran umgebene Organellen der Zelle, die meist Farbstoffe enthalten
Cytoplasma = Das Protoplasma der Zelle im engeren Sinne, d.h. unter Ausschluss von Kernen, Plastiden und Mitochondrien.

Ton, was ist aus deinen Sämlingen geworden?
Viele Grüße
Tetje

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