Welche Kriterien bestimmen neue Züchtungen/Sortennamen

Magnolia-Line

Welche Kriterien bestimmen neue Züchtungen/Sortennamen

Beitrag von Magnolia-Line »

Hallo zusammen,
ich habe wieder so eine dummschlaue Frage :oops: :? und ich weiß auch nicht ob sie hier richtig plaziert ist. Wenn nicht, dann bitte ich den Admin sie zu verschieben. Danke.

Welche Kriterien geben den Ausschlag dafür, dass eine "neue Züchtung" einen Namen bekommt?

Beispiel: Ich habe mich jetzt durch viele Clematis-Galerien durchgeklickt. Wenn ich alleine die blauen 'Alpinas' nehme, oder auch die 'Nelly Moser'-Gruppe dann fällt auf, dass sehr viele Blüten/Pflanzen sich täuschend ähnlich sehen. Meist sind es vielleicht nur Farbnuancen, die mit bloßem Auge auf dem Photo kaum sichtbar sind.
Gut, einerseits geben Fotos nicht immer die wirklich vorhandene Farbe wieder, andererseits kommt es aber auch sehr stark auf die Zusammensetzung des Substrats an in dem die Pflanze steht. Andere Faktoren mal außen vorgelassen...
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Hanninkj †
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Re: Welche Kriterien bestimmen neue Züchtungen/Sortennamen

Beitrag von Hanninkj † »

Ganz einfach. Wenn ein Kreuzung ist gemacht und es ist etwas neues dann kannst du die Pflanze registrieren(RHS).
Du hasst gleich das manchmal das Unterschied sehr klein ist!

Ton
Magnolia-Line

Re: Welche Kriterien bestimmen neue Züchtungen/Sortennamen

Beitrag von Magnolia-Line »

Nein, nein, (noch :shock: ) habe ich keine Absichten zu züchten...

Aber:
[quote="Hanninkj"]... Wenn ein Kreuzung ist gemacht und es ist etwas neues ...[quote]

Heißt das: Das "Kind" von zwei Eltern-Pflanzen die noch nicht gekreuzt wurden? Auch wenn die Blütenfarbe in etwa schon durch die Kreuzung anderer Elternpaare existiert?
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Tetje
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Re: Welche Kriterien bestimmen neue Züchtungen/Sortennamen

Beitrag von Tetje »

Hallo Magnolia

jede Kreuzung ergibt neue Nachkommenschaft, auch wenn du die selben Elternteile wieder verwendest.
Die gleiche Blütenfarbe wirst du definitiv kein zweites mal hinbekommen und wenn die Unterschiede noch
so gering sind.
Magnolia hat geschrieben: Welche Kriterien geben den Ausschlag dafür, dass eine "neue Züchtung" einen Namen bekommt?
Für alle Pflanzenfreunde auf der Welt, gibt der Internationale Code der Botanischen Nomenklatur(ICBN) die Kriterien vor und diese sind für alle Züchter auf der Welt bindend.
Sortennamen werden groß geschrieben und in einfache Anführungszeichen gesetzt, z.B. Quercus robur 'Fastigiata'. In der Regel handelt es sich dabei um Fantasie- oder Eigennamen, z.B: C. 'Kleine Tänzerin'.
Ein erschreckender Trend aus den USA scheint sich auch bei und durchzusetzen, dass zusätzlich noch der Name
vom Züchter oder sein Erkennungszeichen im Sorten-Name steht, z.B: C. 'Ottos Kleine Tänzerin'.


Die einzelnen Gesellschaft verschärfen in der Regel die Kriterien noch, aber sie alle müssen sich an den ICBN halten.
Viele Grüße
Tetje

„Habt Ehrfurcht vor der Pflanze, alles lebt durch sie!“
Johann Wolfgang von Goethe
Brigitte Stisser

Re: Welche Kriterien bestimmen neue Züchtungen/Sortennamen

Beitrag von Brigitte Stisser »

Die obigen Antworten sind alle erstklassig und nicht zu toppen.

Noch einige Punkte:

Ein Züchter, der z.B. eine blaue Rose züchten will, oder einen roten Rittersporn der sucht sich erstmal in der Gattung, in der er sich tummeln will Eltern aus, von denen er annimmt, die könnten ihn seinem Ziel näher bringen. Früher war das nur durch Erfahrungen zu machen, heute hat man durch die sog. Molekularbiologie auch noch sehr viele andere Möglichkeiten. Da werden Pollengrößen und/ oder z.B. die durch REM Aufnahmen gezählten und vemessenen Chromosomengrößen zur Beurteilung heran gezogen und noch viele andere Parameter berücksichtigt.Das ist ein - weites Feld geworden .

Dann wird ein Zuchtbuch geführt - in dem sich u.a. auch die schon erzielten Erfolge - zur blauen Rose - herauskristallisieren.

Dann heißt es, der Züchter wäre seinem Ziel ein Stück näher gekommen - oder er hätte es erreicht. Dann muss die neue Züchtung längere Zeit beobachtet und dann erst darf der Züchter seinem Kind einen Namen gben.
Dazu sind die oben genannten Gremien zuständig / kompetent. Das alles ist mit viel Geld verbunden.

Jetzt ist es nur so, ich kenne es von den Fuchsienzüchtern - die können keine Frucht sehen, ohne sie aussäen zu müssen.
Sie bestäuben natürlich ( ich denke !!) gezielt - aber dann wird viel zu viel ausgesät, usw. usw.
Und so kommen wir dann an gefühlte 200 Sorten - die alle der "Swing Time " ähneln oder
der "Dollarprinzessin".
Und wenn's da um die Namensgebung geht, dann heißt es manchmal - ach komm her Mädchen, wie heißt Du - das wird dann der Name der neuen Sorte.

Ich möchte keinen ernsthaften Züchter beleidigen.

Und bei den Pelargonien taucht so oft auf - Pel. dimeierii.... ! Das sind Züchtungen unseres Pelargonienfreundes Dieter St. in Essingen. Mehr möchte ich darüber nicht offiziell schreiben.
Man könnte noch mehr über das Züchten erzählen - aber Du, Magnolia - wolltest wissen - welche Kriterien
bestimmen neue Züchtungen.
Brigitte Stisser

Re: Welche Kriterien bestimmen neue Züchtungen/Sortennamen

Beitrag von Brigitte Stisser »

Noch ein bißchen weiter:
Da hat dann der Züchter festgestelli, oh - die Sorte ähnelt zwar der "Swingtime" - jedoch, sie blüht nicht wie diese vom Frühjahr bis Herbst, sondern Hauptblüte erst im Herbst. Schon ist ein neuer Name fällig.
Oder der Stempel ist nicht kurz - sondern lang - schon ist ein neuer Name fällig.
Hhmm . so ähnlich .... !

Ob das bei anderen Pflanzengattungen auch so ist - dazu kann ich nichts sagen !!

Brigitte.
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Admina
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Re: Welche Kriterien bestimmen neue Züchtungen/Sortennamen

Beitrag von Admina »

Das ist ein überaus interessantes Thema..... 8-)
Viele Grüße von der
Admina
Magnolia-Line

Re: Welche Kriterien bestimmen neue Züchtungen/Sortennamen

Beitrag von Magnolia-Line »

Das finde ich auch.
Vielen Dank für Eure Antworten. Sehr informativ. Dankeschön.
Wahrscheinlich hänge ich mich wieder im Loop auf, aber mich beschäftigt noch Folgendes:

1) Wie kommen die vielen Farbnuancen zustande.
OK, es dürfen nicht wieder die gleichen Eltern gekreuzt werden, dann wäre es ja nichts Neues (wie Tetje schon schrieb).
Bestimmen nur die unterschiedlichen Eltern ob die "fast" gleich ausschauende Blüte nun eine neue Sorte wird, oder lehnt "jemand" den Registriervorschlag ab nach dem Motto: Die sieht der Sorte XYZ zu ähnlich (obwohl andere Gene im Spiel sind)...Blattform und Wuchs habe ich jetzt mal außen vorgelassen....
(Sorry, Pelargonia, Deinen Nchtrag habe ich erst jetzt gefunden. Habe ihn wohl eben überlesen, aber er beantwortet diese Frage schon... Siehe Fuchsienbeispiel: Stempel, Blütezeit.. irgendwie sucht man sich den Unterschied 8-) ...Danke für Deine Ehrlichkeit)


2) Pelargonia, Du schreibst es sei viel Geld im Spiel...
Klar hat jeder Züchter Kosten in der Zeit des Züchtens bis er sein Ziel erreicht hat, aber kannst Du mal bitte schätzen in welchen Größenordnungen sich "andere Kosten" bewegen (außerhalb des Zuchtbetriebes/-geländes)...

Ich weiß, ich will es wieder genau wissen... sorry :oops: , wenn nicht erwünscht, dann bitte streichen...
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Hanninkj †
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Re: Welche Kriterien bestimmen neue Züchtungen/Sortennamen

Beitrag von Hanninkj † »

Da ist ein sehr deutlich unterschied zwischen rigistrieren(RHS) und Lizenz. Fuer Lizenz bezahlt mann ziemlich viel Geld und registrieren nichts!
Mit Lizenz wird auch mehrere Sachen untersucht.
Zum beispiel Clematis 'Marjan' ist rigistriert und Clematis 'Vitiwester' hat lizenz. Wenn es etwas ganz neues ist und auch spezial dann frage ich lizenz an.
Mann braucht nicht nur zu Kreuzen weil aus Samen von einem Art kann mann auch etwas neues bekommen und selbst ein Sport kann etwas neues geben. Letzte Jahr hat ich auf einmal ein weisse Sport in meine Clematis 'Delightful Scent'.

Es gibt sehr viel Sachen ueber Kreuzungen und Kultivars. Manchmal hat mann Erfolg und es gibt auch wohl das mann 50 Pflanzen aus Samen weg tum muss weil es gar nichts neues darunter ist.

Ton
Karl-Heinz Dr. Hübers

Re: Welche Kriterien bestimmen neue Züchtungen/Sortennamen

Beitrag von Karl-Heinz Dr. Hübers »

Hallo Magnolia,

1) Wie kommen die vielen Farbnuancen zustande.
OK, es dürfen nicht wieder die gleichen Eltern gekreuzt werden, dann wäre es ja nichts Neues (wie Tetje schon schrieb).

Diese Aussage kann und darf man so nicht stehen lassen. Es sind immer mal wieder Nachkreuzungen in der
Pflanzenwelt gemacht worden mit erstaunlichen Ergebnissen. Die Kombinationsmöglichkeiten der Gene können umwerfend sein. Eine gute Möglichkeit, dies zu erkennen, bieten in besonderer Form die unterschiedlichen Azaleen aus einer Kreuzung ( die alle registriert sind und vermehrt werden):
'Arima', 'Caparo', 'Icacos', 'Manzanilla', 'Marabella', 'Maracas', 'Maraval', 'Mayaro', 'Mayo', 'Siparia'. Wer nichts über die Hintergründe weißt, glaubt kaum, dass so unterschiedliche Farben wie bei 'Arima', 'Caparo' und 'Marabella' einer einzigen Kreuzung entstammen.
28 jährige Kreuzungsarbeit hat mich hinsichtlich Beurteilungen, was möglich ist oder auch nicht, sehr vorsichtig, auch demütig gemacht.
Zur bildlichen Darstellung: [External Link Removed for Guests]

Nofrio
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