Bartirissamen keimen bekanntlich schlecht, dafür ist die Samenproduktion bei leicht wachsenden, normal fruchtbaren Zuchtsorten und Wildarten meist überreichlich. Embryonenkultur ist also nur dann sinnvoll, wenn es sich um kostbare wenige Samen handelt, z.B. von seltenen Spezies. Noch wichtiger ist aber, dass man mit Hilfe dieser Technik von gewissen Kreuzungen Sämlinge erhalten kann, die sonst nie möglich gewesen wären. Die Barrieren, die einer erfolgreiche Kreuzung zweier verwandtschaftlich entfernter Arten entgegenstehen, sind vielfältig und variantenreich. Entsprechend findet man sehr unterschiedliche Ergebnisse bei weiten Kreuzungen. Oft misslingt eine Kreuzung völlig weil eine Befruchtung gar nicht erfolgt ist. Manchmal entwickelt sich eine Samenkapsel und erreicht eine normale Größe, und doch sind die Samen in einem frühen Stadium abgestorben. Manchmal sind ein paar Samen darin, die offensichtlich in einem frühen Stadium abgestorben sind. Ich fand auch schon vielversprechende Samen, die weder Embryonen noch Nährgewebe (Endosperm) enthielten, die also nur aus einer Samenschale ohne Inhalt bestanden. Andererseits gab es auch Samen, die einen normal ausgebildeten Embryo enthielten, obwohl gar kein Nährgewebe vorhanden war. Häufig entstehen auch Samen, deren Nährgewebe flüssig bis käsig ist. Hier kann auch die etwas bekanntere Anschneidemethode nicht helfen.
Wenn es gelingt gesunde Embryonen unter sterilen Bedingungen aus solchen Samen herauszuholen und in ein Reagenzglas mit künstlichem Nährboden zu legen, kann man nach ca. 5 Tagen die Keimung beobachten.
Der Nährboden besteht aus einer Mixtur aus Zucker und Nährsalzen. Das Ganze wird mit Agar-Agar- Gelatine verfestigt, denn der Embryo darf nicht untergehen weil er Sauerstoff benötigt. In einschlägigen, meist wissenschaftlichen Artikeln, werden häufig Mischungen von verschiedenen Zuckerarten (Traubenzucker, Fruchtzucker, Malzzucker, Dextrin) empfohlen, wie auch ausgefeiltere Nährsalzmischungen. Ich habe gefunden, dass Haushaltszucker und handelsübliche Hydrokulturlösungen völlig ausreichend sind. Auch der pH-Wert kann vernachlässigt werden, wenn er nicht stark von dem Idealwert von 6-7 abweicht.
Steriles Arbeiten ist auch auf dem Küchentisch möglich. Eine Tischplatte kann mit einer frischen Tageszeitung abgedeckt werden. Resopal-Platten werden mit Spiritus vom Drogerie- Markt abgewischt. Arbeitsgeräte werden im Backofen bei über 150 °C erhitzt. Wenn man seine Fingernägel sorgfältig gereinigt und seine Hände bis zu den Ellenbogen gebürstet und gewaschen hat, sollte man sie noch einmal mit Spiritus oder einem ähnlichen Desinfektionsmittel einreiben. Dann kann man die Samen getrost beim Aufschneiden mit den Fingern anfassen.
Vorbereitung der Samen.
Am einfachsten ist das Arbeiten mit frischem Samen. Das Endosperm ist noch weich, die Samenkapsel, wenn noch nicht aufgeplatzt, kann dann vor dem Herausnehmen der einzelnen Samen ganz in Spiritus getaucht und abgeflammt werden. Die Samen sind in der geschlossenen Kapsel steril. Trockene Samen müssen, wie bei der Anschneide-Methode, mindestens eine Woche in Leitungswasser aufquellen. Am ersten Tag lasse ich sie für 24 Stunden in einer gesättigten Lösung von Spülmaschinen-Reiniger stehen, danach wird das Wasser täglich gewechselt.