Iris albicans Lange - Arabische Iris

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Tetje
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Iris albicans Lange - Arabische Iris

Beitrag von Tetje »

Hallo zusammen,

soweit mir bekannt wurde diese Art noch nie in einem deutschsprachigen Pflanzenforum vorgestellt.

Iris albicans wurde von dem dänischen Botaniker Johan Martin Christian Lange 1860 wissenschaftlich beschrieben. Die immergrüne Art stammt von der arabischen Halbinsel, genauer aus Jemen.
Bei dieser Art herrscht große Verunsicherung im Bezug auf die Herkunft und sie wird oft mit Iris germanica,
Iris florentina oder Iris kaschmiriana verwechselt.
Ich hoffe, dass Harald uns mehr zu dieser sehr schönen Art schreiben kann und uns den Hintergrund im
Bezug auf die Herkunft und Verwechselung mit den oben genannten Arten erläutern kann. 8-)
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Viele Grüße
Tetje

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Harald
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Re: Iris albicans Lange - Arabische Iris

Beitrag von Harald »

Die Iris albicans ist eine Hybride aus einer 48-chromosomigen (12+12+12+12) und einer 40-chromosomigen (8+12+8+12) Bartiris-Art. Sie hat 44 Chromosomen (12+12+12+8) und ist fast vollkommen steril, weil ihre Meiose nicht funktioniert.
Ich zitiere Dr.Milan Blazek aus Fragen rund um die Iris germanica:
"In Südeuropa und auch in Florenz bin ich oft einer anderen, ähnlichen weissen Iris begegnet, mit der die «Florentiner» Iris oft verwechselt wird. Es handelt sich dabei um Iris albicans Lange. Diese Iris hat eine geringere Verzweigung als die «Florentiner» Iris. Ihre Seitenäste sind auch durchwegs kürzer, so dass die milchweissen Blüten eng am Hauptstengel sitzen. Ihre Hängeblätter verschmälern sich gegen ihr Ende hin, und die Domblätter weisen an ihrer Innenseite nicht einmal einen Ansatz von kleinen Härchen auf. Charakteristisch sind die Blätter dieser Iris: Die jungen Blätter eines Fächers drehen sich bei starken Pflanzen um ihre Längsachse herum, im Gegensatz zu allen anderen Historischen Schwertlilien, deren Fächer fast immer flach sind. Auf Grund dieser Unterscheidungsmerkmale sollten diese beiden Schwertlilien nicht verwechselt werden. Wir finden Iris albicans Lange hauptsächlich an der Adriaküste Kroatiens, begegnen ihr aber auch in Italien, Bulgarien und Griechenland. Nach Angaben aus der Literatur wurde sie im Laufe der Zeit als mohammedanische Grabpflanze auch nach Spanien, Portugal und den Kanarischen Inseln verbreitet und gelangte schließlich bis nach Mexiko. Iris albicans Lange nähert sich in ihren Grundeigenschaften der Iris x germanica. Sie weist auch dieselbe Chromosomenzahl von 2 n = 44 auf. Die grossen Unterschiede liegen dagegen im Aufbau des Stieles, der Form der Blätter und in ihrer geringen Winterhärte. Am ehesten lässt sie sich bei uns im Weinbauklima halten. Ihre blau-lila-farbene Form Iris albicans var. ‘Madonna' aus dem Jemen ist angeblich nicht einmal in England winterhart."

Viele Grüße,
Harald
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Tetje
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Re: Iris albicans Lange - Arabische Iris

Beitrag von Tetje »

Hallo Harald,

habe ich dich richtig verstanden, dass es sich um eine Primärhybride handelt? Warum wurde der Bastard noch nicht wissenschaftlich beschrieben und auch als dieser in der Schreibweise deutlich gekennzeichnet?

Die von dir genannten Arten, Iris albicans und eine Bartiris-Art, gibt es Überschneidungsgebiete am Naturstandort?
Viele Grüße
Tetje

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Harald
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Re: Iris albicans Lange - Arabische Iris

Beitrag von Harald »

Hallo Tetje,
es gibt eine ganze Reihe von Bartiris mit der Chromosomenzahl 2n=40 (8+12+8+12), die von frühen Botanikern als wild wachsende Spezies beschrieben worden sind, einfach weil man von Chromosomen noch nichts wusste. Dabei liegt es auf der Hand, dass eine Iris mit unterschiedlichen Chromosomensätzen eine Hybride sein muss. Wie soll man aber mit diesen Zweifelsfällen der botanischen Nomenklatur umgehen? Alles neu benennen?
I.albicans kann keine Primärhybride sein, da schon mindestens ein Elternteil eine Hybride war. Wissenschaftlich beschrieben ist sie doch wohl von Lange, und Überschneidungsgebiete wird es wohl auch genügend geben, wenn man an die heute weltweite Verbreitung denkt.
Viele Grüße,
Harald.
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Tetje
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Re: Iris albicans Lange - Arabische Iris

Beitrag von Tetje »

Harald hat geschrieben:....
es gibt eine ganze Reihe von Bartiris mit der Chromosomenzahl 2n=40 (8+12+8+12), die von frühen Botanikern als wild wachsende Spezies beschrieben worden sind, einfach weil man von Chromosomen noch nichts wusste. Dabei liegt es auf der Hand, dass eine Iris mit unterschiedlichen Chromosomensätzen eine Hybride sein muss. Wie soll man aber mit diesen Zweifelsfällen der botanischen Nomenklatur umgehen? Alles neu benennen?
I.albicans kann keine Primärhybride sein, da schon mindestens ein Elternteil eine Hybride war. Wissenschaftlich beschrieben ist sie doch wohl von Lange, und Überschneidungsgebiete wird es wohl auch genügend geben, wenn man an die heute weltweite Verbreitung denkt.
........
Hallo Harald,

für mich persönlich bist du die erste Ansprechperson zur Gattung Iris. Durch dich habe ich sehr viel gelernt und mich in das Thema eingelesen, im Moment lese ich ein Buch über "Japanische Iris".
Seit ca. 160 Jahren wird die Gattung "Clivia" falsch geschrieben, kein Mensch kümmert sich darum. Als ich um Berichtigung gebeten habe, wurde mir von "Vollpfosten" mitgeteilt, dass es nun zu spät ist und sie haben in der Sache recht.

Iris albicans Lange, die Arabische Iris ist definitiv keine Art! 8-)

Ich schreibe super selten ein Ausrufezeichen.
Viele Grüße
Tetje

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Harald
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Re: Iris albicans Lange - Arabische Iris

Beitrag von Harald »

Hallo Tetje,

die Frage: Was ist eine Art, wird je nach Standpunkt unterschiedlich beantwortet. Man spricht von biologischer Art, evolutionärer Art, taxonomischer Art usw. Es gibt keine allgemein gültige Definition für diesen Begriff. Iris albicans ist deshalb im taxonomischen Sinne eine Art, auch wenn sie hybriden Ursprungs ist.

Viele Grüße,
Harald
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Tetje
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Re: Iris albicans Lange - Arabische Iris

Beitrag von Tetje »

Hallo Harald,

im "Wörterbuch der Botanik" von Prof. em. Dr. G. Wagenitz wird der Begriff Species erklärt und er unterscheidet unter:

- morphologisch,
- biologisch und
- kombiniert

Wann ist eine Art eine Art?
Ein recht schwieriges Thema.
Viele Grüße
Tetje

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